Freewriting hilft gegen Schreibblockade.

Schreibblockade lösen dank Freewriting

Vermutlich kennst du das Problem, wenn du dringend einen Text fertig schreiben willst, aber es will nicht so recht klappen. Dir fallen die richtigen Worte nicht ein, die Sätze sind krumm und wollen nicht recht zueinander passen. Du kommst nicht in einen Schreibflow und würdest du auf Papier schreiben, hättest du das Blatt schon längst abgerissen und zerknüllt. Oder aber: Du schreibst gar nicht. Vor dir das weiße Blatt bzw. das leere Dokument. Es scheint, als wäre die Verbindung zwischen Kopf und Hand abgerissen. Nichts geht mehr. Eine Methode, die dir helfen kann, dieses Problem zu überwinden, ist das Freewriting. Unkonventionell und vielleicht gerade deswegen so wirkungsvoll.

In Teil 1 meiner Reihe Kreativ- und Schreibtechniken habe ich dir bereits das Clustern vorgestellt. Vielleicht hast du es ja sogar schon ausprobiert und deine Gedanken haben assoziativ lange Ketten von Begriffen gebildet. Teil 2 der Reihe dreht sich um das Freewriting nach Peter Elbow. Elbow hat das Freewriting zwar für den Arbeitsprozess beim wissenschaftlichen Schreiben entworfen, aber ich denke, es ist auch super für andere Arten von Schreiben nutzbar. Es handelt sich um eine Methode, die jegliche Schreibkonventionen, Regeln und Standards ignoriert. Ganz bewusst und ganz absichtlich. Für mich als detailverliebte und sehr sorgfältige Schreiberin erst einmal gruselig. Aber ich sage dir: Ausprobieren!

 

Freewriting – so geht´s

Im Grunde brauchst du nur ein Blatt Papier und einen Zettel. Dann setzt du ein Thema fest. Und nun ist alles, was du tun musst, schreiben. Du schreibst genau das, was in deinem Kopf ist. Am besten setzt du dir ein Zeitlimit (zum Beispiel 5 Minuten) und dann setzt du den Stift an und innerhalb dieser 5 Minuten nicht mehr ab. Das ist alles.

Nicht absetzen klingt jetzt erstmal schwierig und schwer umzusetzen, denn möglicherweise sind ja auch in deinen Gedanken „Lücken“. Oder du bleibst an einem Gedanken hängen. Beim Freewriting würdest du dann eben diesen Gedanken mehrmals notieren. Vielleicht merkst du auch, dass dir auf einmal so viele Gedanken im Kopf herumschwirren, dass du gar nicht weißt, wie du sie aufschreiben sollst. Oder wo du anfängst. Mit der Zeit wird das aber einfacher: Wenn sich nämlich die Gedanken und die Sätze gegenseitig beeinflussen. Die Sprache wird dann zu einem Wegweiser für den nächsten Gedanken. Angefangene Sätze werfen neue Gedanken auf, denen du leicht folgen kannst.

Ein Freewriting zum Thema Schreiben

Die Regeln

  1. Der Text bleibt bei dir, du brauchst das Geschriebene niemandem zu zeigen. Außer natürlich, du möchtest es gern. Oder du willst jemanden von der Technik überzeugen und lieferst ein Beispiel.
  2. Das Thema, das du dir vorher gesetzt hast, muss nicht fortgeführt werden. Es kann gut sein, dass du über die Zeit bei einem ganz anderen Thema landest und das ist auch vollkommen okay so.
  3. Mach dir keine Gedanken über Rechtschreibung, Grammatik oder formale Anforderungen an einen Text. Es geht nicht um Schönheit oder Korrektheit, sondern um das Schreiben an sich.
  4. Es ist egal, ob das Geschriebene Sinn macht. Du musst nicht darüber nachdenken, ob dein Text „gut“ ist oder „gelungen“ oder „verständlich“. Es ist komplett egal. Schau einfach, was passiert und lass dich nicht von den Konventionen einschränken.
  5. Wie bereits oben beschrieben, ist es wichtig, immer weiter zu schreiben. Du darfst nicht zwischendurch aufhören oder stoppen, im Text zurückgehen oder ihn zwischendurch lesen. In der vorgegebenen Zeit setzt du den Stift nicht ab.

 

Was bringt mir das?

Freewriting hilft dir dabei, ins Schreiben zu kommen. Wenn es mal hakt oder die Gedanken einfach nicht aufs Papier oder in das leere Word-Dokument wollen, dann kann diese Methode das Schreiben in Gang bringen. Du kannst damit eine Schreibblockade oder – etwas abgeschwächt – eine Schwelle zum Schreiben überwinden. Das Schreiben ist konfus und wirr, aber es ist eben auch offen und vor Allem: Es ist Schreiben! Und auch wenn du nicht jedes Wort davon für deine zukünftigen Texte nutzen kannst, so bleibt doch etwas übrig. Deine Gedanken auf Papier nämlich. Und mit denen kannst du dann weiter arbeiten.

Bei Schreibblockaden hilft ja oft nur, sich wirklich dazu zu zwingen. Es eben einfach zu machen. Das leere Blatt irgendwie mit Buchstaben zu füllen. Und bevor du jetzt etwas wie

sdhkfhhsgfjhfghjfjhbvhjbhjfbhjbv

schreibst, ist Freewriting eine Alternative, bei der du tatsächlich Informationen produzierst. Es ist Text. Zwar verworren und chaotisch, aber es ist Text.

Du kannst die Methode auch zum Brainstorming nutzen: Freewriting hilft dir dabei, versteckte Gedanken zutage zu fördern. Und es kann dir auch dabei helfen, deinen eigenen Stil zu finden oder deine eigene Stimme. Denn letztlich ist es ja so: Schreiben ist denken. Genau wie sprechen. Ohne zu denken kannst du nicht schreiben. Warum also nicht einmal genau hinschauen wie du denkst? Und es sichtbar machen? Probiere es aus, es kann dich nur weiter bringen!

 

Wofür kann ich Freewriting nutzen?

Du kannst die Methode während des gesamten Arbeitsprozesses nutzen. Und ganz egal, ob du gerade an einem Blogartikel sitzt oder an einer wissenschaftlichen Arbeit. Du kannst es bei der Recherche oder Lektüre nutzen, indem du dir als Thema zum Beispiel vornimmst: „Was erwarte ich?“, „Was fällt mir hierzu ein? oder „Welche Bezüge hat das zu meiner Arbeit?“.

Du kannst es auch nutzen, wenn du irgendwo im Prozess an deine Grenzen stößt. Wenn du nicht weiter kommst oder dir so gar nichts einfallen will. Oder wenn dir die passenden Formulierungen nicht in den Sinn kommen, du komplett verkrampft bist und nichts zu Papier bringst. Wenn dich die Schreibblockade erwischt hat, kann dir das Freewriting dabei helfen, (wieder) ins Schreiben zu kommen.

Wie immer rate ich dir: Probiere es einfach aus. Teste es einfach mal und überlege dann, ob und was sie dir bringt. Such dir einen ruhigen Ort, schnapp dir Zettel und Stift und leg einfach los. Du kannst nichts verlieren, aber eine hilfreiche neue Technik für deine Arbeit und dein Schreiben gewinnen. Dabei gibt es kein richtig und falsch. Und wenn du gerade glaubst, dass du nicht offen für neue Dinge bist, dann versuch es erst recht. Freewriting sorgt dafür, dass du dich mit bestehenden Problemen beim Schreiben auseinandersetzt. Und in dem Moment, wo du das machst, wird das Problem schon kleiner. Solltest du also an Schreibblockade zu knabbern haben oder in deinem Schreibprozess hängen geblieben sein: Versuch es mit Freewriting!

 
Hast du bereits Erfahrung mit Freewriting? Wofür setzt du es ein? Teile deine Erfahrungen und Gedanken in den Kommentaren!

 

6 Kommentare
  1. Margaretha Schedler sagte:

    Ja, liebe Anna, freewriting ist Klasse! Ich habe es vor einigen Jahren in einem Kurs „Kreatives Schreiben“ kennen- und lieben gelernt. Das war spannend. Auch heute wende es immer mal wieder an, wenn ich etwas „wuselig“ bin.

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Genau! Wenn du wuselig bist, ist diese Technik klasse. Wenn du blockiert bist, aber auch. Es ordnet, es macht frei – wie der Name ja schon sagt. Und es kommt den Schreibern entgegen, die in Sätzen denken. Für visuelle Schreiber ist es manchmal schwer, in Worten wirklich den Kopf leerzuschreiben. Aber zum Glück gibt es ja für jede Präferenz die passende Technik 🙂

  2. Sanny sagte:

    Wahnsinn gerade mal ausprobiert und zack stand ein neuer Blogartikel und für die nächsten sind auch schon Ideen daraus entstanden.

    Bissl Spucky und doch so wundervoll. Vielen Dank für den tollen Beitrag <3

    Antworten

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