Probleme beim Feedback: Beim Workshop wollen alle ihre Feedback-Fertigkeiten trainieren.

Workshop Feedback & Aircheck

Eigentlich ein Heimspiel: Nach längerer Pause hatte Hertz 87.9, das Campusradio für Bielefeld, mich darum gebeten einen Workshop zu konzipieren und durchzuführen. Man wolle an der Feedback-Kultur im Sender arbeiten, „zu lang und zu unspezifisch“ sei es dort und „zu nett“. Meine aktive Zeit in der Redaktion ist zwar schon etwas her, aber natürlich hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welche Probleme da ungefähr auf den Tisch kommen würden. Toll einerseits – eine Stimme, eine Erfahrung mehr – schwierig andererseits, denn meine eigenen Erfahrungen waren für den Erfolg dieses Workshops natürlich vollkommen irrelevant. Ein Spagat über mehrere Rollen. Mit einem tollen Ergebnis!

Hertz 87.9 ist ein Radiosender, der von Studierenden betrieben wird. Er ist also ständig personellen Veränderungen unterworfen und muss dementsprechend viel Zeit in die Ausbildung neuer Moderatoren und Ressortleiter stecken. Dass in solch einem Umfeld eine gut funktionierende, fördernde Feedback-Kultur eigentlich ein Muss ist, ist ja klar. Eigentlich. Denn die Strukturen im Sender erfordern viel freiwilliges Engagement – Hierarchien dagegen gibt es nur auf dem Papier. So hängen viele Faktoren genau davon ab, was die gerade aktiven Redakteure interessiert und wofür sie ihre knappe Zeit einsetzen wollen. Und es ist toll, dass trotz der knappen Ressourcen immer wieder Anstöße für Veränderungen gegeben werden.

 

Mindestens drei gute Gründe für einen Workshop

Für meinen Workshop hatten sich sechs interessierte Köpfe angemeldet und ich war gespannt, wen ich wohl kennenlernen würde. Denn die Radiomacher, die aus meiner aktiven Zeit noch dabei sind, kann ich an einer Hand abzählen. In meinen Augen gab es für die Teilnahme mindestens drei gute Gründe:

1. die Kompetenz im Feedback-Geben (und Nehmen) zu erweitern durch eine Vertiefung der Theorie und praktische Anwendung,
2. ein großes Experten-Feedback für die eigenen Radio-Produkte und
3. die Möglichkeit, die Feedback-Kultur im Sender aktiv mitzugestalten.

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„Feedback ist schwierig“

Um einen ersten Eindruck über die Teilnehmer und ihre Einstellung zum Thema zu erlangen, hatte ich eine Übung vorbereitet, in der ich Aussagen über Feedback präsentierte und die Teilnehmer sich positionieren sollten: „ja, trifft zu“ oder „nein, stimmt nicht“. Einige der Antworten waren dann nicht nur für mich aufschlussreich, sondern auch für die Teilnehmer selbst. Insbesondere spannend für mich war die Aussage „Feedback ist schwierig“. Und wie befürchtet wanderten alle in die „Ja“-Ecke. Damit stand für mich ein weiteres Ziel dieses Workshops fest: Am Ende des Wochenendes wollte ich alle in der anderen Ecke sehen.

Denn Feedback ist niemals schwierig, genauso wie es niemals falsch ist. Denn es handelt sich dabei um persönliche, subjektive Wahrnehmung. In unserem Fall um Höreindrücke. Aber genau das muss auch kommuniziert werden. Denn sonst kann man durch unsaubere Formulierungen, durch eine fehlende Begründung oder durch eine unpassende Haltung großen Schaden bei einem Gegenüber anrichten, das dieses Feedback nicht ausreichend reflektieren kann. Allzu schnell wirkt ein „nur so dahingeworfener“, allgemeingültiger Satz dann nicht mehr auf der Produkt-, sondern auf der Person-Ebene. Um das zu verhindern haben wir im Workshop nicht nur Feedback-Regeln formuliert, sondern vor allem gültige Kriterien festgelegt, nach denen wir unsere Produkte feedbacken wollten.

 

Basics: Das eigene Handwerk reflektieren

Wenn Radiomacher ihr tägliches Handwerk erledigen, dann halten sie sich fast automatisch an die Kriterien, die gutes Radio ausmachen. Nach einer gewissen Zeit denken sie nicht mehr darüber nach, was es eigentlich alles zu bedenken gilt, wenn man seine Zielgruppe unterhalten und informieren will. In diesem flüchtigen Medium ist das saubere journalistische Arbeiten umso wichtiger. Sollen diese Radiomacher allerdings formulieren, woran sie gutes Radio festmachen, dann müssen sie erstmal genau reflektieren. Ein Tipp übrigens für alle aktiven Medienmacher: wer sich diese Kriterien ab und zu ins Gedächtnis ruft, läuft weniger Gefahr, betriebsblind zu werden und die Zielgruppe zu vergessen.

 

Die Airchecks: „Ich fang noch mal an…“

Als es in die Airchecks geht bin ich besonders gespannt – schließlich hat man nicht oft die Gelegenheit, die besten Beiträge und Moderationen von Radiomachern gezielt und konzentriert zu hören. Und es ist nun einmal meistens so, dass zum Aircheck die richtig guten Sachen mitgebracht werden, denn die Teilnehmer möchten ja gelobt werden. Motivationen hinter Feedback sind ein weiterer wichtiger Punkt, der im Workshop bearbeitet wird. Aber dazu später.

 

Weg mit „man“

Ich leite den ersten Aircheck, danach sollen sich die Teilnehmer daran versuchen. Und es läuft gut: einige kleine Unsicherheiten beim Formulieren sind da und wir vertiefen das Thema Wunsch-Formulierungen. Eigentlich ist es ja merkwürdig, dass wir uns so schwer tun mit Ich-Aussagen und dass wir schnell in das berühmte „man“ abrutschen. Dabei ist es beim Radio-Aircheck ziemlich einfach mit den Ich-Aussagen. Ich gebe zu, ein sehr vereinfachtes Schema. Aber im Grunde führt genau diese Struktur zu einem leicht verständlichen und zielgerichteten Feedback:

Ich habe gehört:… Und das hat bei mir funktioniert/nicht funktioniert.Ich würde mir wünschen, dass … damit ich…

Insgesamt ein toller Nachmittag mit viel gutem Radio. Aber auch für mich gibt es Feedback zum Ende des ersten Tages: Zu viel Aircheck, zu wenig konkrete Arbeit an der Feedback-Situation im Sender. Gut, dass wir noch einen zweiten Tag haben, an dem wir unsere gesammelten Basics dann auf unser Campusradio übertragen werden.

 

Tag 2: Der Workshop-Teil

Der zweite Tag war dann für die konkrete Arbeit an der Feedback-Kultur bei Hertz 87.9 reserviert. Und ich hatte hochmotivierte Teilnehmer vor mir, die auf Ergebnisse, auf etwas Greifbares aus waren. Und um sie nicht blindlings Veränderungen durchführen zu lassen, mussten wir dann doch noch mal einen kleinen Theorie-Teil einbauen. Mir war es wichtig, dass sie sich über die Motivationen hinter Feedback klar werden. Denn es gibt für alle Beteiligten Gründe dafür – und die müssen berücksichtigt werden.

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Als es dann an die Baustellen geht und wie Hertz 87.9 in Zukunft das Feedback nach Livesendungen verbessern kann, muss ich nicht mehr viel tun, außer die Teilnehmer ab und zu in die Gegenwart zurückholen. Oft sind sie schon dabei, sich auszumalen wie der Transport der Ergebnisse in die Redaktion wohl ablaufen wird. Ich begleite den Prozess und freue mich auf die Präsentationen der Gruppen. Als dann die Poster aufgehängt werden und letzte Ergänzungen gemacht werden, sind alle zuversichtlich: Es kann sich etwas ändern. Und wir werden alle davon profitieren.

 

Und meine Ziele?

Natürlich fordere ich auch Feedback für meinen Workshop und mein Eindruck bestätigt sich. Insgesamt gehen alle mit einem Mehrwert nach Hause und mit Enthusiasmus, dass sie die Feedback-Baustellen im Sender erfolgreich bearbeiten können. Ich hoffe darauf, dass sie diese Motivation beibehalten, denn Veränderungen anstoßen und umsetzen braucht beides Ideen und einen langen Atem.

Am Ende gibt’s ein Resümee als Blitzlicht. Und da höre ich es dann von mehreren Teilnehmern und mache mein Häkchen im Kopf:

Und Feedback ist doch gar nicht schwierig

 

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