Selbstständigkeit hat ihre Tücken: Wie du sie umgehst.

Wenn ich DAS schon früher gewusst hätte…

Ein Artikel über das alleine-Arbeiten, über die Selbstständigkeit und über Probleme, die bei allen gleich sind. Er enthält aber auch: Tipps und Wege, wie du diese Fehler vermeiden kannst. Und wie du dabei auch noch auf anderen Ebenen profitierst.

Manchmal, wenn ich wie so oft in meinem Alltagstrott festsitze, dann brauche ich einen Impuls, der meine Gedanken auf etwas völlig anderes richtet. So geschehen durch Claudia Kauscheders Aufruf zur Blogparade, den ich durch Zufall gerade entdeckt habe. Claudia schreibt auf ihrem Blog Abenteuer Home-Office über das Leben mit dem Arbeiten von zu Hause aus. Dieses Arbeiten hat ganz wundervolle Seiten, aber auch ein paar Stolpersteine, mit denen man sich auseinandersetzen muss. In der aktuellen Blogparade geht es um Learnings, die wir durch diese Form von Arbeiten mitgenommen haben.

 

Wenn ich das also schon früher gewusst hätte…

… dann wäre ich vermutlich schon ein ganzes Stückchen weiter mit meinem Business. Wer mich kennt weiß, dass ich mein Business neben dem Studium betreibe und dass deswegen manches eben länger dauert. Es gibt aber Prozesse, die nicht nur aufgrund meines Studiums länger dauern, sondern weil ich es einfach nicht besser wusste. Ich habe mich Ende 2014 selbstständig gemacht, ohne genau zu wissen was das eigentlich bedeutet. Selbstständigkeit als Chance, Geld zu verdienen – unabhängig von Ort und Zeit. Ich habe gearbeitet, so viel ich konnte und so lange mein Sohn mir die Gelegenheit dazu gab. Dabei habe ich jeden Auftrag angenommen und wollte jede freie Sekunde nutzen, um Geld zu verdienen. Dass das aber die mieseste Strategie überhaupt war, habe ich nicht gesehen. Und ich kann dir sagen: Es hat ganz schön lange gedauert.

Warum du nicht jeden Auftrag annehmen solltest

Wenn du ganz am Anfang deiner Selbstständigkeit stehst, dann freust du dich vielleicht doppelt über jeden Kunden, der mit dir arbeiten will. Bei mir war das so. Jeder Anruf, jede Anfrage war ein kleiner Wow-Effekt für mich. Dabei war es mir dann aber gar nicht wichtig, ob der Auftrag zu mir oder zu meinem Angebot passte. Und das macht alles einfach nur schwierig. In dem Moment, wo Auftraggeber-Wünsche und Angebot nicht zusammenpassen, können beide Parteien nicht glücklich werden. Du wirst nie die passende Arbeit abliefern und der Auftraggeber wird nie zufrieden sein oder seine Ziele erreichen.

Verkauf dich nicht unter Wert

Du hast vielleicht auch schon mal einen Auftrag angenommen, bei dem du dich unter Wert verkauft hast. Das habe ich auch getan. Und auch hier: Das Arbeiten ist so schwierig, denn du weißt, du verdienst zu wenig an dieser Arbeit. Zu wenig, um kreativ zu sein. Zu wenig, um ein Ergebnis abzuliefern, hinter dem du voll und ganz stehst.

Ich glaube, diese Probleme sind hausgemacht, wenn du bei deiner Arbeit allein bleibst: Du hast keinen Austausch mit Menschen, die dir Feedback geben. Entscheidungen triffst du immer alleine. Du hast niemanden, mit dem du gemeinsam deine Arbeit, dein Tun und deine Vision reflektieren kannst. Deine Ziele schreibst du nur für dich selbst auf, erzählst aber niemandem davon. Genau so war das bei mir. Alle Pläne, alle Entscheidungen, alle Abläufe habe ich für mich selbst getroffen. Bis ich jemanden getroffen habe, den ich als Sparringspartner nie wieder missen möchte.

Typische Fehler in der Selbstständigkeit.

Die Folgen: Stress, Unzufriedenheit und ein Gefühl von Scheitern

Wenn du längere Zeit unter diesen Bedingungen arbeitest, wirst du immer unzufriedener – und deine Kunden auch. Du hast den Eindruck, du machst einen miesen Job und dabei wirst du nur noch mehr gestresst. Ich selbst habe mir nie Pausen genommen, weil ich dachte, ich müsste alles super schnell und am besten gestern erledigen. Ich hatte wohl im Kopf, dass mir die Kunden weglaufen, wenn ich längere Zeiten einplane. Wenn ich die Arbeit also nicht „am besten gestern“ erledige. Das Problem an der Sache: Es kann gar nicht anders laufen, denn dein Kunde ist einfach nicht der richtige für dich. Und du nicht der richtige Dienstleister für deinen Kunden.

 

Austausch und Netzwerken ist der Schlüssel zum Erfolg

Um dahinter zu kommen, musst du raus aus diesem Kreislauf. Aus diesem Kreislauf von jeden Auftrag annehmen und dann auch noch zu den falschen Konditionen. Du musst Nein sagen. Auch das ist Selbstständigkeit, denn diese Entscheidungen trifft keiner für dich. Im nächsten Schritt musst du dich dann fragen, mit wem du denn eigentlich zusammen arbeiten willst. Dafür brauchst du Unterstützung. Dabei ist es egal, ob du einen Coach, eine Mastermind-Gruppe oder einen Sparring-Partner hast: Hauptsache, du bekommst ehrliches und direktes Feedback. Du brauchst den Austausch, musst raus aus deinem stillen Kämmerlein. Denn du brauchst mindestens eine weitere Perspektive.

Ein Netzwerk-Treffen ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dort findest du Menschen, die vielleicht an einer ähnlichen Stelle Stelle stehen wie du. Oder – noch besser: Menschen, die diese Phase schon hinter sich haben. Von ihnen kannst du den besten Input mitnehmen. Denn sie haben die Fehler vielleicht schon gemacht und können Tipps geben, wie du sie vermeidest. Sie können Anregungen geben, worauf es wirklich ankommt! Und dafür musst du eben vor die Tür gehen (oder aber dir online eine Möglichkeit suchen, diesen Live-Input auch zu Hause zu bekommen).

 

Was sich verändert

Ein Schritt aus deinem gewohnten Umfeld hinaus kann dazu führen, dass du dein Business hinterfragst. Dein Tun, dein Angebot, deine Arbeitsweise. Du erarbeitest dir einen Traumkunden, für den du ab jetzt deine Angebote formulierst. Und du lehnst Aufträge ab – ich weiß, erst einmal ist es hart. Wenn du nun also anfängst, nur Aufträge anzunehmen, die wirklich – wirklich wirklich – zu dir und deinem Angebot passen, dann merkst du, wie einfach das Arbeiten auf einmal wird. Endlich hast du den Kunden, der genau das braucht, was du anbietest. Der bereit ist, dich dafür entsprechend zu bezahlen. Und der sich freut über eine Zusammenarbeit.

Du selbst arbeitest gelassener, freudiger und auch schneller. Denn es geht dir viel leichter von der Hand. Und wenn dann doch mal was Unvorhergesehenes passiert, tauschst du dich auch darüber wieder mit deinen Unterstützern oder deinem Coach aus. Mit diesem unglaublich wertvollen Input, den du dir regelmäßig einholst, kannst du beruhigt in dein stilles Kämmerlein, dein geliebtes Home-Office zurückkehren. Denn die Basis stimmt und der Kurs ist klar.

 

Meine wichtigsten Learnings

  • Gönne dir gezielt Auszeiten und Pausen, ansonsten leidet die Kreativität und ein effizientes Arbeiten ist nicht mehr möglich.
  • Du brauchst Austausch und ein Netzwerk, das dich mit neuen Ideen, aber auch mit Feedback und Kritik versorgt.
  • Gehe ab und zu vor die Tür, um deinen Blick zu weiten und die Perspektive zu wechseln.
  • Nimm nicht jeden Auftrag an, nur weil du knapp bei Kasse bist.
  • Verkauf dich nicht unter Wert, denn das macht unglücklich und unzufrieden.
  • Mit einer klaren Vision und einem sehr klar definierten Wunschkunden arbeitest du zielgerichtet und hast Spaß an der Arbeit und an deiner Selbstständigkeit.

 

Wie ist das bei dir und deiner Selbstständigkeit? Hast du auch jemanden, der dein Wirken und deine Arbeit begleitet, dir Feedback gibt und die richtigen Fragen stellt? Triffst du dein Netzwerk nur online oder auch Face-to-Face? Schreibe mir deine Erfahrungen in die Kommentare!

Am Anfang der Selbstständigkeit machen wir gerne den Fehler, alles allein machen zu wollen.

9 Kommentare
  1. Norbert sagte:

    Hi Anna,
    Ich stehe noch ganz am Anfang und frage mich, wie hast du angefangen.
    Sich selbsständig zu machen is ja ein großer Schritt und man liest auch
    raus, dass es nicht immer rosig war.
    Wie hast du angefangen und alles zusammen managen können?

    Gruß Norbert

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Hallo Norbert,

      tatsächlich war es gar nicht so ein großer Schritt, weil ich für meine Selbstständigkeit kein Kapital brauchte. Ich habe einfach nur einen gebrauchten Laptop gekauft und dann mein Gewerbe angemeldet. Meine ersten Aufträge hatte ich schon vor der Anmeldung sicher und selbst wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich das Gewerbe einfach wieder abgemeldet.

      Ich denke, das Wichtigste ist dranzubleiben, wenn man sich einmal entschieden hat. Und auch wenn es schwierig ist, weiter an sich zu glauben. Dafür ist der Austausch mit anderen Menschen wichtig – am besten die, die schon da sind, wo du hinwillst.

      Hört sich jetzt vielleicht esoterisch an, aber ich glaube daran, dass es immer Wege gibt, wenn man nur an sich selbst glaubt. Dann kriegt man es irgendwie hin. Vielleicht nicht immer glanzvoll und perfekt, aber man kriegt es hin. Ich weiß ja nicht, an welchen Dingen du gerade arbeitest, aber für mich ist da wirklich das Mindset entscheidend. Wenn du da konkrete Fragen hast, schreib mir doch eine Mail 🙂

      Gruß
      Anna

  2. Sam sagte:

    Hallo Anna

    wie du ganz richtig gesagt hast, ist es Anfangs super, wenn man nicht einfach alleine vor sich hin plant und arbeitet. Die Reflektion und der Austausch mit Anderen (am besten schon Erfahreneren) ist Gold Wert für Gründer.
    Für mich war es eine große Hilfe, dass es in meiner Region ein Unternehmerinnen-Treffen gibt.
    Dieses findet 1 mal im Monat statt und bringt erfahrene Unternehmerinnen und Gründerinnen, sowie interessierte Frauen zusammen zum Austausch.
    Mittlerweile gehöre ich eher zu den Erfahreneren und lerne immer noch Neues bei den Treffen.

    Danke für den Beitrag, ich denke Neugründerinnen können damit wirklich etwas anfangen.

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Hallo Sam,

      danke für dein Feedback! Ich glaube auch, dass gerade heute persönliche Treffen immer wichtiger werden. Der direkte Kontakt ist eben doch noch mal etwas anderes als Facebook-Gruppen und Messenger. Die Verbindlichkeit ist auch eine andere – und dadurch die Verbundenheit.

      Ich bin jetzt auch schon seit über drei Jahren bei Startups Bielefeld – mal aktiver und mal mehr im Hintergrund. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist so wertvoll und dabei ist die Branche fast egal. Die Themen und Herausforderungen sind immer ähnlich. Und ich lerne auch mit jedem Gespräch neue Dinge, die ich dann wieder ins Netzwerk zurückgeben kann. Win-win 🙂

  3. Carsten sagte:

    Hallo, ich bin seit 12 Jahren selbstständig und kann das nur bestätigen. Jedoch ist es sehr schwer Aufträge abzulehnen, wenn man 20 Mitarbeiter hat. Denn man denkt auch immer an Zeiten in denen auch die nicht so schönen Aufträge und Kunden dafür sorgen, dass die Mitarbeiter Arbeit haben…..

    Besser ist es eventuell auch, kleiner zu bleiben.

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Ja, das stimmt natürlich Carsten. Wenn man Verantwortung für Mitarbeiter hat, dann ist das manchmal leichter gesagt als getan. Trotzdem denke ich, dass es gut ist, nicht aus der Not heraus jeden Auftrag anzunehmen – das bringt meistens Ärger mit sich und man verpulvert seine Ressourcen für wirklich tolle Projekte. Ich wollte mit meinem Beitrag Mut machen, auch mal „Nein“ zu sagen 😉

  4. Claudia Kauscheder sagte:

    Liebe Anna,

    was für ein wichtiger Beitrag – und tolle Learnings, die du zusammengefasst hast! Und ganz ehrlich: wer weiß wirklich so genau, worauf er sich da einlässt??

    Großartig, vielen Dank!

    Liebe Grüße,
    Claudia

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Danke liebe Claudia! Aber das Lob gebührt eigentlich dir: Ich hätte diesen Beitrag wohl gar nicht geschrieben, wenn ich nicht über deinen Aufruf zur Blogparade gestolpert wäre! Daher: Danke dir!

      LG,
      Anna

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