Anna Koschinski | Bloggerin | Schreibcoach | Texterin Bielefeld

Ich bin eine Superheldin! Stärken stärken in der Krise

Da stehe ich nun. Die Haut an meinem Bein schmerzt und die kaffeenasse Leggins fühlt sich an als würde ich gleich meine Haut mit abziehen, wenn ich sie ausziehe. Junior starrt mich an und weiß nicht, was er tun soll. Die ganze Küche ist voll mit heißem Kaffee: Überall Spritzer, auch an der Tapete und auf den neuen, weißen Stühlen im skandinavischen Stil. „Ich sollte nicht alles auf einmal machen“, murmele ich und bewege mich vorsichtig aus der großen Lache heraus, um einen Lappen zu holen. Auf dem Laminat hinterlasse ich kleine Pfützen aus Kaffee.

Während ich die Küche trockenlege und wische, habe ich einen Kloß im Hals. So etwas passiert mir immer dann, wenn ich zu viel will. Wenn ich zu schnell bin, wuselig, unkonzentriert. Ja, es ist gerade alles zu viel. An diesem Dienstagmorgen vielleicht nicht, aber die ganze Zeit vorher schon. Ich bin müde, erschöpft, nicht bei der Sache. So viele Dinge sind in meinem Kopf und es gibt so viele Menschen, die etwas von mir wollen. Aber das Schlimmste sind die Dinge, die ich nicht planen kann. Diese Ungewissheit, die Situation um mich herum. Es ist November 2020, es ist Corona.

Corona und seine Auswirkungen: Was ist das für eine ätzende Situation?

Ich habe mich lange dagegen gewehrt, über Corona zu schreiben. Nur für mich habe ich auf meinem Zweitblog kleine Notizen veröffentlicht und sie niemandem gezeigt. Weil ich negativen Dingen keine Bühne geben wollte, weil ich meine Energie auf die positiven Aspekte meines Lebens richten wollte. Aber immer, wenn mir kleine oder große Unfälle im Haushalt passieren, weiß ich: Es ist Zeit für eine Notbremse.

So wie im November 2017, als ich so erschöpft war, dass ich mir eine fiese Verbrennung am Arm zufügte. Ja, ich selbst – einfach weil ich nicht aufgepasst habe. Heißes Fett macht schöne Verbrennungen. Oder im Frühjahr 2019, als ich einen Monat lang fast gar nicht mehr gearbeitet habe, weil es nicht mehr ging. Es war zu viel.

Und jetzt? Jetzt liegt es nicht nur daran, dass so viel zu tun ist, sondern auch daran, dass seit Monaten immerzu ein Thema im Hinterkopf mitschwingt: Corona. Diese Ungewissheit, diese Unplanbarkeit, nicht zu wissen, wie lange diese Situation noch mitbedacht werden muss. Und ich bin nicht die einzige, die das spürt:

 

 

Ich lese diesen Tweet und ich nicke heftig. Ja, das ist es: Zu viel auszuhalten. Die Pandemie, die drohende Klimakatastrophe, die merkwürdigen Bewegungen und Reaktionen auf die Krise, die weltpolitische Lage – so viele Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Das erzeugt bei vielen Stress, Angst, Druck. Und obwohl ich gut durch die Corona-Zeit gegangen bin, spüre ich, dass da was passiert und dass die Stimmung mies ist.

Höchste Zeit für Superhelden! Der Unsicherheit etwas entgegensetzen

Wir alle haben geheime Superkräfte. Ich habe sie und du hast sie. Heute möchte ich davon erzählen, um der Unsicherheit und dem Stress etwas entgegenzusetzen. Um meine Nervenzusammenbrüche im April nicht jetzt im November zu wiederholen. Ich möchte dir erzählen, warum ich eine Superheldin bin.

Die Idee kam von Falk Golinsky als Antwort auf eine kleine Alltags-Anekdote von mir auf Twitter: 

 

 

Die Heldin des Tages also. Genau, das bin ich. Und zwar aus verschiedenen Gründen. Junior sagt: „Du bist die beste Mama der Welt!“ und ich sage: „Naja, FÜR DICH bin ich die beste Mama.“ An dieser Stelle ist jetzt aber Schluss mit Tiefstapelei und Relativierungen.

Ich bin die beste Mama der Welt, weil ich Junior einen Vorrat an Klebestiften anlege. Weil ich mit ihm stundenlang auf dem Spielplatz rumhänge oder Fußball spiele. Und weil ich ihm jeden Abend vorlese. Manchmal bin ich es, weil ich an grauen Tagen Kakao und Honigwaffeln auf den Tisch zaubere. Weil ich mit ihm Yoga mache. Und ich bin es, weil ich da bin. Auch über die ganze ätzende Corona-Zeit hinweg, als die Kita zu hatte und er weder seine Oma, noch seine Freunde sehen durfte.

Ich bin eine Superheldin, weil ich unser Leben am Laufen halte, obwohl ich müde und erschöpft bin und obwohl ich so oft angespannt und ärgerlich war. Denn das hier ist nicht einfach. Wenn die Schule schließen sollte, wird es noch mal schlimmer. Ich bin eine Heldin, weil ich dafür sorge, dass Junior und ich gut durch die Krise gehen. Trotz Unsicherheit, Anspannung und Isolation.

Motivatorin und Mutmacherin. Weil ich es kann

Nicht nur für Junior: Ich bin auch eine Superheldin für Kunden und Partner. Gestern hatte ich einen virtuellen Kaffee mit Johanna, einer Bekannten aus meinem Netzwerk. Sie hatte mich angeschrieben, ob wir nicht mal reden könnten. Und sie fragte ganz vorsichtig an, ob sie mir auch Fragen übers Bloggen stellen könnte; sie wolle sich keine Beratung erschnorren, aber vielleicht könnte ich dazu ja was sagen.

Klar, kann ich. Ich habe das auch schon an anderer Stelle beschrieben, als ich über meine Haltung im Business gebloggt habe. Wenn mich jemand freundlich fragt und wir sowieso schon in Kontakt waren, dann nehme ich mir gern die Zeit für Fragen. Wir sprechen eine Stunde und als wir uns verabschieden, kann ich in ihrem Gesicht sehen, dass sie neue Ideen und neue Motivation geschöpft hat. Neue Energie vielleicht. Sie sagt:

 

„Deine Worte, deine Texte, so, wie du es handhabst – Selbstständigkeit in Teilzeit, um deine Lebenszeit so einzuteilen, wie du es möchtest – das inspiriert mich sehr. Vielen Dank!“

 

Diesen Effekt haben auch meine Brainstorming-Sessions und Strategie-Gespräche. Meine Coachees gehen mit frischer Energie aus den Sitzungen. Und auch wenn ich Workshops gebe, gehen die Teilnehmerinnen mit neuer Motivation ans Werk. Ich finde, das ist eine wundervolle Superkraft:

 

 

 

Positiv denken – und es nicht nur sagen!

Ich bin eine Superheldin, weil ich den Glauben an die Menschheit noch nicht aufgegeben habe. Ich glaube an Rücksichtnahme, an Unterstützung, an Vernetzung und Verbundenheit. Gerade jetzt, ganz besonders in diesen unsicheren Zeiten. Ja, es gibt diese Spinner da draußen, die egoistisch sind und ignorant. Die andere mit ihrem Verhalten in Gefahr bringen.

Aber es gibt eben auch all die anderen, wundervollen Menschen. Und von denen möchte ich mehr lesen und hören. Daher lass uns in Verbindung bleiben – dafür ist online doch da. 

Welche Superkräfte hast du? Welche positiven Gedanken möchtest du der Welt mitgeben? Schreib mir einen Kommentar!

 

14 Kommentare
    • Anna Koschinski sagte:

      Haha, ja die sind jetzt alle hier. Ein ganzer Schrank voll. Damit nie wieder so eine furchtbare Situation passieren kann 🙂

      Aber ich bin mir sicher, es wird kein Notstand entstehen wie beim Klopapier 😀

  1. Corine sagte:

    Hallo Anna,

    Danke für dieses Blog.

    Bei mir war es einen Stein gegen mein Kopf den die Notbremse bei mir gezogen hat…. Und da ich trotzdem noch ein bisschen zu viel gemacht habe, heute noch eine Entzündung in mein Backenzahn oben drauf….

    Das restliche über Corona.. genial! Genau so wie ich es empfinde.

    Liebe Grüße Corine

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Ach Corine,
      schön mal wieder von dir zu lesen! Auch wenn es gar nicht so schöne Umstände sind. Trotzdem: Es sind Zeichen für eine Bremse und ein bisschen runterschalten. Aber letztlich kommen wir nur umso stärker zurück, da bin ich mir ganz sicher bei uns beiden und auch bei vielen anderen! Wir haben die Superkräfte, die Community und die Unterstützung. Corona ist nur eine Phase.
      Liebe Grüße
      Anna

  2. Margaretha sagte:

    Liebe Anna,
    ja, Du bist eine Superheldin und jetzt ist es manifestiert. Jeder soll es wissen. Prima!
    Ich behaupte mal ganz selbstbewusst von mir, auch eine Superheldin zu sein. Mal leise, mal etwas lautet! Es fühlt sich so gut an.
    Danke Dir, dass Du mich an die Superheldin in mir erinnert hast.
    Margaretha

    Antworten
  3. Anne Niesen sagte:

    Liebe Anna, ja, wir Superheldinnen, die in Krisenzeiten trotzdem oder gerade deswegen weiter an das Gute glauben, weiter uns mit Menschen verbinden, weiter das tun, von dem wir einfach finden, dass wir dies tun sollten. Wir Superheld*innen, die dann auch mal einen Monat nicht mehr arbeiten können, weil wir vorher so sehr am leben waren. Wir Superheld*innen, die mit dem, was genau wir jeweils sind und können, bereichern. Meist, ohne dass wir uns darüber bewusst sind, weil wir es, wenn wir nicht gerade einen Blogartikel schreiben, vielleicht als ganz normal ansehen und nicht als heldenhaft. Du erinnerst dich?: „Held*innen wissen: Jenseits der Angst liegt ihre Zukunft. Sie wissen: Wenn sie bleiben, verpassen sie ihr Leben.“ Auf uns! Anne, die Sehheldin

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Ja, bester Satz überhaupt. Eigentlich sollte der noch prominent auf deine Seite 😉

      Ich vermute, wie wir das machen ist auch ein bisschen Selbstschutz. Denn wir ziehen ja Kraft daraus, andere zu stärken. Eine Superkraft, die für so viele Menschen wertvoll ist. Nur kostet sie auch Energie, wenn es mal nicht so läuft. Aber wir Superheldinnen wissen ja, dass Pausen okay sind. Und dass wir umso stärker zurückkommen. Stärken stärken und Energie immer im Blick behalten.

      Und dann: Leben.

  4. Falk Golinsky sagte:

    Liebe Anna,
    ich finde es toll, so offene und ehrliche Blogartikel zu lesen. Ja, das ist auch eine Superkraft.
    Und wer die Welt mit Klebestiften ein Stück besser machen kann, ist eine Superheldin. Da stimme ich deinem Junior voll und ganz zu. 🙂
    Viele liebe Grüße
    Falk

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Lieber Falk,
      danke für deinen Zuspruch. Das mit den offenen und ehrlichen Artikeln ist glaube ich der Schlüssel zu einem starken Netzwerk. Wir lesen eben doch gern Geschichten, in denen es um Menschen geht. Echte Menschen – nur eben mit Superkräften 😉
      Viele liebe Grüße
      Anna

  5. Inge Schumacher sagte:

    Liebe Anna,
    vielen Dank für Deine Worte. Wie passend: Ich sitze gerade vor dem Rechner, total am Ende nach 2 Versuchen den Junior heute in die Schule zu kriegen. Er war immerhin drin. Ist das ein Fortschritt? Keine Ahnung. Wäre das auch so, wenn es kein Corona gäbe? Wahrscheinlich. Das Problem ist, dass die „normalen“ Herausforderungen immer noch oben drauf kommen.

    Andererseits sehe ich wie sturmerprobt wir Soloselbständigen sind. Ich habe meine Familie, die mich trägt. Ich bin so dankbar, in dieser Situation nicht alleinerziehend zu sein.
    Wir schaffen das schon. Wie immer.
    Herzliche Grüße mit der Kaffeetasse!
    Inge

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Inge,
      ich bin so froh, dass ich mit meinen Worten die richtigen Menschen erreiche. Wie oft haben wir uns schon über unsere Texte und unsere Haltung, unsere Themen getroffen! Und ich zehre noch immer von unserem Gespräch über die Big5 – die Ergebnisse hängen hier an meiner Pinwand und erinnern mich daran, dass ich noch Großes vorhabe 😉

      Es ist ein Strauß an Herausforderungen, aber vielleicht ist es auch „nur“ nötig, die Prioritäten mal wieder neu zu ordnen? Ich glaube, dass wir gut durch die Krise gehen, weil wir es können. Alleinerziehend oder nicht.
      Herzliche Grüße
      Anna

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] ich Annas Blogbeitrag Stärken stärken in der Krise las, saß ich gerade frustriert vor dem Computer. Ihre humorvolle Art mit ihrer Krise umzugehen, […]

  2. […] Koschinski hat (im November 2020) folgenden persönlichen Artikel über Stärken stärken und ihre Corona Erfahrungen […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert