Wie dich Verbindlichkeit dazu bringt, regelmäßig zu schreiben
Vor drei Wochen habe ich mit mir einen Vertrag geschlossen: Ich schreibe 30 Tage lang jeden Tag mindestens 100 Wörter an meinem Blog. Ohne Ausnahme. Egal, was sonst noch so ansteht und wer mich stört. 100 Wörter gehen immer, das ist nicht viel. Ich möchte dranbleiben, möchte regelmäßig schreiben und mein Projekt vorantreiben. Hier der Zwischenstand von 30 Tage 100 Wörter.
Der Startschuss fiel nicht an einem ersten des Monats, sondern einfach so an einem beliebigen Montag. Denn es macht keinen Sinn, auf ein bestimmtes Datum zu warten, wenn man etwas Neues anfangen möchte. Fang einfach an, auch wenns ein Donnerstag ist.
Mein Blog hatte gelitten, denn ich hatte ihm keine Priorität eingeräumt. Immer kam etwas dazwischen, Kundenprojekte, Anrufe, Termine, Termine vom Kind und und und. Das wollte ich nicht mehr hinnehmen, also mein Experiment. Hier kannst du noch einmal die Hintergründe und den Startschuss nachlesen.
Die blanken Zahlen: So geht regelmäßig schreiben
Bis auf einen einzigen Tag habe ich in den vergangenen drei Wochen jeden Tag meine Vereinbarung mit mir selbst eingehalten. An manchen Tagen war es hart und ich hab wirklich nur gut 100 Wörter an meinen Blogartikeln gearbeitet. An anderen Tagen ging der Plan auf: Ich hatte mich eingegroovt und aus 100 geplanten Wörtern wurden 500, 800 oder 1000.
So weit so gut. Insgesamt habe ich in den 21 Tagen bislang 9.261 Wörter geschrieben, im Schnitt also 441 pro Tag. Sieben Artikel habe ich geschrieben, davon sind vier bereits veröffentlicht. Außerdem habe ich einige Texte optimiert und ich habe auch weiter an meinem Zweitblog geschrieben. Ein netter Nebeneffekt: Auch für Social Media habe ich mehr Content produziert als in den vergangenen Monaten.
Würde ich diesen Schnitt beibehalten, könnte ich locker zwei Artikel pro Woche veröffentlichen. Das Feedback ist weiterhin gut, es scheint also, als würde die Qualität meiner Texte nicht unter der neuen Routine leiden. Interessant, oder?
Die 10 wichtigsten Erkenntnisse aus dem Experiment
Verbindlichkeit ist alles: Seit ich mich darauf das Experiment eingelassen habe, schreibe ich deutlich mehr an meinem Blog. Denn auch wenn ich einen Artikel fertig habe, lehne ich mich nicht zurück und klopfe mir erstmal tagelang auf die Schulter, sondern mache mich halt an den nächsten Text. Hier sind meine wichtigsten Erkenntnisse aus den vergangenen drei Wochen regelmäßig schreiben:
1. Anfangen ist leichter, wenn du ein Wohlfühl-Projekt bearbeitest
Wenn du eine längere Schreib-Pause hattest oder dein Blog-Projekt irgendwie ins Stocken geraten ist, dann hat das sicher seinen Grund. Daher macht es in meinen Augen keinen Sinn, an genau dem Artikel weiterzuschreiben, an dem du in der Vergangenheit hängengeblieben bist.
Ich hab auch nicht den alten, offenen Artikel weitergeschrieben, sondern ein Thema bearbeitet, in dem für mich die meiste Energie lag. Dadurch war das Schreiben leicht und für mich war es sehr einfach, ins Schreiben zu kommen. Nimm dir für einen (Wieder-) Einstieg ein Thema, auf das du so richtig Lust hast. Ein Thema, das dir Spaß macht und auf das du dich freust. Mach dir den Anfang besonders leicht. Und wenn du dann erst wieder drin bist im Schreiben, dann kannst du dich den schwierigeren Projekten widmen.
2. Täglich an einem Projekt arbeiten spart Zeit
Dadurch, dass ich mich jeden Tag an meinen Blog setze (und eben nicht nur Plugins aktualisiere und Kommentare beantworte), komme ich schneller in den Schreibprozess rein. Ich bleibe dran, finde fix den roten Faden in meinen angefangenen Artikeln wieder und schreibe zudem schneller. Das ist einer der Effekte, die du spürst, wenn du regelmäßig bloggst.
3. 100 Wörter gehen immer – kein Scheiß
Es gab Abende, an denen ich müde war und keine Lust mehr hatte. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich den Gedanken hatte: „Ich mach es morgen. Einen Tag aussetzen ist doch kein Weltuntergang.“ Ist es auch nicht. Und trotzdem macht es Sinn, jeden Tag ein bisschen für das Projekt zu tun.
Und wenn du gerade nicht kreativ bist, nicht in den Flow kommst oder einfach keinen Bock hast: Setz dich trotzdem dran und plane ein Thema. Oder aber mach Stichpunkte, schreib eine Gliederung, schnapp dir Stift und Papier und mal eine Mindmap oder oder oder. So bleibst du im Prozess.
100 Wörter gehen immer. Auch wenn du keinen zusammenhängenden Text produzierst, kannst du an deinem Projekt arbeiten und eine Basis schaffen, mit der du am nächsten Tag weiterarbeiten kannst. Denn der kommende Tag wird sicher wieder kreativer!
4. Wochenenden sind hart für mich und meine Routine
Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Wochenenden für mich bloß weitere Möglichkeiten, noch mehr zu arbeiten. Immer wenn Junior mal einen Samstag bei seinem Vater verbrachte, saß ich am Schreibtisch.
Mittlerweile habe ich den Wert von freier Zeit erkannt. Freie Zeit, die ich mit mir selbst oder aber mit Bonusmenschen verbringen kann. Zeit, in der ich neue Dinge erleben und sehen kann, einfach mal abschalten oder auch besonders aktiv sein.
Und an solchen Bonus-Zeit-Tagen fiel es mir unglaublich schwer, von dieser Zeit etwas abzuzwacken, um zu schreiben. Ich habe es meistens dennoch irgendwo untergebracht, aber es war nicht angenehm für mich. Nun sagt zwar keiner, dass Arbeit immer angenehm sein muss, aber du weißt ja: Wenn du Spaß am Schreiben hast, wird dir dein Blog gelingen.
Also: Routine ja, aber ich glaube, dass Ausnahmen möglich sein sollten. Auch wenn 100 Wörter kein großer Aufwand sind. Siehe dazu auch Punkt 10.
5. Zeit zum Korrigieren und Überarbeiten einplanen
Wenn ich schreibe, ist es normalerweise so, dass ich nicht mehr viel überarbeiten und korrigieren muss. Abgesehen von den Überschriften und einmal querlesen, mache ich nicht mehr viel an meinen Blogartikeln. Das liegt daran, dass ich Artikel im Grunde im Kopf entwickle und erst dann schreibe, wenn sie schon fertig sind. Da gibt es nicht mehr viel zu korrigieren.
Jetzt aber merke ich, dass ich durch das tägliche Schreiben schneller produziere, aber dass sich auch mehr Floskeln und Flüchtigkeitsfehler einschleichen. Ich muss also tatsächlich mehr Zeit zum Korrigieren einplanen als sonst. Das ist zwar ungewohnt für mich, aber okay.
Mein Tipp hier an dich: Wenn du eine neue Schreibroutine etablierst, dann schau mal, ob sich dein Schreiben und deine Texte verändern. Und schau vor allem, ob du dadurch am Prozess etwas verändern musst. Das Zauberwort heißt hier Reflexion!
6. Produktivität verläuft in Schüben
Nicht nur, dass ich mich an den Wochenenden mit der Schreibroutine schwer getan habe. Es gab auch sonst Tage, an denen ich nicht gut ins Schreiben gefunden habe. Das hatte unterschiedliche Gründe, aber ich glaube, es ist auch einfach menschlich.
Wir sind nicht jeden Tag gleich glücklich, gleich freundlich, gleich konzentriert oder eben gleich produktiv. (Über verschiedene Schreib-Stimmungen habe ich an anderer Stelle bereits gebloggt.) Das ist normal und damit müssen wir leben. Wir können Strategien entwickeln, was wir tun, wenn wir gerade nicht in Stimmung sind.
Wir können auch die Umgebung und die Bedingungen verändern, unter denen wir schreiben. Aber wir können uns nicht zwingen, in den Schreibflow zu kommen. Daher nimm es hin, wenn du mal einen unproduktiven Tag hast und bereite dein Projekt so weit vor, dass du am nächsten kreativen Tag wieder voll durchstarten kannst.
7. Routinen helfen dabei, regelmäßig zu schreiben
Ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber bei mir ist kein Tag wie der andere. Daher habe ich früher feste Tage in meinem Kalender eingeplant, an denen ich schreibe. Das mache ich heute nicht mehr, sondern plane von Woche zu Woche, weil ich einfach keinen richtigen Rhythmus hinbekomme. Mit Kind, Studium und Selbstständigkeit ist das einfach nicht drin für mich. Aus festen Schreibzeiten wurden also flexible Schreibzeiten.
Jetzt wo ich jeden Tag schreibe, merke ich wieder, wie wichtig es ist, Rituale zu etablieren, um schneller ins Schreiben zu kommen. Angefangene Aufgaben abschließen und sich voll und ganz auf das Schreibprojekt konzentrieren – nur so gelingt dir produktives Schreiben. Ich besinne mich also wieder auf die Basics, während ich mein Experiment mache – das ist gut und richtig!
8. Vergiss Perfektionismus
Er ist der Feind der Produktivität, dieser Perfektionismus. Denn er gaukelt dir immer vor, etwas sei noch nicht fertig, noch nicht gut genug oder noch nicht zu Ende gedacht. Solche Gedanken aber bremsen dich aus, denn Bloggen bedeutet veröffentlichen!
Daher: Bring deine Texte zu Ende und klicke auf den Veröffentlichen-Button. Ein Blogartikel ist niemals in Stein gemeißelt und du kannst ihn mit wenigen Klicks überarbeiten. Das ist jetzt kein Aufruf, Mist oder unfertige Artikel zu veröffentlichen, aber es gibt leider zu viele Blogger, die aus Angst ihre guten Texte nicht in die Welt bringen.
Nicht jeder Text wird eine Granate. Aber jeder zweite vielleicht. Und auch 80-prozentige Texte können gut sein, wenn sie ihre Leser finden. Mach Schluss mit Perfektionismus, denn der bringt dich nicht weiter.
9. Verbindlichkeit schaffen und Dranbleiben sind keine Zauberei
Es sind kleine Schritte, aber auch die bringen dich zum Ziel. Ja, ich weiß: Es wäre schön, wenn wir mehr Zeit für unseren Blog hätten. Aber es gibt eben auch noch diese anderen Verpflichtungen. Kunden, Kinder, Partner, Hobbys, Sport und so weiter. Daher ist es umso wichtiger, dem Blog eine Priorität einzuräumen, denn er verdient es, dass wir uns um ihn kümmern.
Und wenn du nicht einen Artikel pro Tag schaffst, dann ist das vollkommen okay. Mach kleine Schritte, zum Beispiel 100 Wörter pro Tag. Du wirst sofort merken, wie sich diese kleine Routine auf deine Produktivität auswirkt, denn jeden Tag kannst du dir auf die Schulter klopfen, wenn du es wieder mal geschafft hast. Klar, das ist kein ganzer Artikel, aber in zwei, drei Tagen ist er eben doch fertig.
Es ist keine Zauberei, sondern Commitment und ein bisschen Willenskraft. Und es wird immer leichter, je öfter du die magische Schwelle von 100 Wörtern geschafft hast. In meiner Facebook-Community konnte ich so einige Blogger mitreißen, die jetzt ebenso wie ich mit kleinen Schritten ihr Blogprojekt vorantreiben. Cool, oder?
10. Achte auf dich. Du bist ein Mensch und keine Maschine
Wenn du mal ausbrichst aus deiner Routine, dann ist das kein Grund, dich fertig zu machen. Wir sind alle nur Menschen und wenn wir mal etwas nicht schaffen, dann ist das vollkommen in Ordnung. Ich habe den siebten Tag meines Experiments nicht geschrieben, weil es einfach nicht ging. Und was soll ich sagen? Die Welt ist nicht untergegangen und alle leben noch. Mein Blog auch.
Zwing dich nicht, aber versuch, dir selbst und deinen Blog gegenüber verbindlich zu sein. Das ist wichtig für dein Mindset und für deine Routinen. Lass es nicht einreißen, aber gönn dir auch mal ne Pause.
Denn auch wenn wir wissen, dass Routinen und Regelmäßigkeit super sind, ist die Umsetzung an manchen Tagen schwierig. Und auch das ist okay. Nur wenn du partout nicht wieder reinfindest, dann such dir einen Schreibcoach, der mit dir arbeitet. Und vor allem: Sei stolz auf dich! Du hast schon so viel geschafft! YAY!
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Danke für diesen Impuls. Damit starte ich gleich heute. Ich habe mir schon so oft vorgenommen, jeden Tag wenigstens ein bisschen, aber irgendwie ist es dann doch wieder untergegangen.
100 Wörter sind tatsächlich schnell geschrieben. Los geht’s.
Ich bin neugierig und gespannt, wie das klappt.
Super Claudia, das freut mich, wenn ich dich angestupst habe 🙂
Ja, 100 Wörter sind wirklich gut zu machen, aber achte auch auf dich. Es gibt eben auch Tage, da ist die schönste Routine nervig. Und das ist okay so. Wenns nicht einreißt, machen kleine Pausen gar nichts aus. Und ich kann sagen: Das macht schon extrem was aus, sich echt so gut wie jeden Tag dranzusetzen.
Viel Spaß!
Liebe Anna, da merkt man den Profi!! Ein toller Artikel zu deinem Projekt, dem ich mich angeschlossen habe. Da ich erst seit März an meinem Blog schreibe, einfach so, weil ich schreiben will und mir das Schreiben Spaß macht, bin ich sehr dankbar für deine Tipps. Ich finde es großartig, wie Du dein Leben meisterst.
Ich freue mich immer, von Dir zu lesen. Du schreibst so authentisch.
Liebe Grüße
Margaretha
Liebe Margaretha,
danke für dein Feedback! Ja, authentisch. Das höre ich tatsächlich öfter und ich halte es für die einzige Form von Bloggen, die funktioniert. Es sei denn, man schreibt für ein Magazin und ist nur auf der Informationsebene unterwegs – aber das sind wir Einzelunternehmer oder Blogger ja nicht. Meine Geschichten sind alle so passiert und ich glaube, dass es gut ist, sie zu schreiben. Und wenn ich dann höre, meine Artikel lesen sich so, als würde man ein persönliches Gespräch mit mir führen, dann weiß ich, dass ich was richtig mache 😉
Mach einfach weiter – Bloggen beginnt beim Schreiben!