Frau schlägt sich mit der Hand an den Kopf, Fehler gemacht, Fehler beim Bloggen

Dieser Fehler hat mich fast meinen Blog gekostet – und mich wirklich vorangebracht

Ja, es gab eine Zeit, als ich aufgeben wollte. Und das ist gar nicht mal selten. Die meisten Blogs sterben, bevor sie zwei Jahre alt sind. Meistens aus den falschen Gründen. Denn klar, man kann ganz viele Fehler beim Bloggen machen. Kann Texte produzieren, die niemanden interessieren, die schlecht geschrieben sind oder aber einfach das falsche Thema haben. Aber meistens lassen sich diese Dinge beheben. Meine Fehler beim Bloggen helfen dir vielleicht über einen holprigen Start hinweg.

Wusstest du, dass „Fehler“ ein Anagramm von „Helfer“ ist? Und wusstest du, dass Fehler nichts anderes sind als lernen? Schon seit einiger Zeit wird das Thema Fehlerkultur nicht mehr als Tabu, sondern als Quelle für Lernprozesse gehandelt. Auf Fuckup Nights zum Beispiel sprechen Gründer über ihre teils katastrophalen Fails und reframen ihre Erlebnisse in unterhaltsamen Vorträgen in wahre Erkenntnis-Schätze. So will ich es hier auch machen.

Fehler über Fehler: Wie Bloggen nicht geht

Als ich mich Ende 2014 selbstständig gemacht habe, hatte ich keine Ahnung, wie das eigentlich geht mit der Selbstständigkeit. Ich wusste nicht, was es bedeutet, nur, dass es eine gute Möglichkeit für mich war, zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten. Wie aber ein Leben und Arbeiten aussehen könnte, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich habe einfach immer nur gemacht, was ich für richtig hielt.

Mein Blog war anfangs mehr schlecht als recht bespielt, ich hatte einfach keine Zeit dafür. Und ich bin losgelaufen, ohne zu wissen, wo ich hinwill. Das hatte mehrere Dinge zur Folge:

  1. Die Themen auf meinem Blog passten nicht zusammen, es gab keinen Fokus und keine sinnvollen Verbindungen zwischen den Artikeln.
  2. Ich hatte keinen Plan und schrieb immer über das, was mir gerade über den Weg lief.
  3. Ich hatte nur wenig Leser und dementsprechend auch nur wenig Interaktion auf dem Blog.
  4. Meine Motivation für meinen Blog ließ nach, weil ich weder ein Ziel, noch sichtbare Reaktionen auf meine Texte hatte.
  5. Je länger dieser Zustand anhielt, umso weniger Zeit habe ich in den Blog gesteckt. Denn es macht keinen Spaß, zu bloggen, wenn niemand liest. Klassischer Teufelskreis.

Was ich nicht verstanden hatte: Bloggen ist eine Dienstleistung, ein Service. Wir schreiben die Texte, damit sie jemand liest. Damit jemand unterhalten und informiert wird. Und manchmal auch berührt oder überrascht.

Ich hatte nicht kapiert, dass ich die Texte schreiben musste, die meine Follower lesen wollen. Und vor allem hatte ich damals keine Ahnung, wie ich herausfinden soll, was das ist.

Fehler beim Bloggen: Warum „Ich schreib alles, was ich weiß“ der falsche Ansatz ist

Wir sind Experten für unser Thema. Das war ich auch. Ich wusste, wie man Gespräche analysiert, welche Besonderheiten und Strategien verschiedenen Textgattungen zugrunde liegen. Ich kannte den klassischen Aufbau von Verkaufsgesprächen, die Definition von Massenkommunikation und die Entwicklung der Schriftsprache. Alles sehr spannende Dinge. Nur dass die niemand braucht, wenn er oder sie gerade dabei ist, einen Blog zu starten.

Ich wollte zeigen, wie man gut schreibt und warum ein cleverer Blogaufbau wichtig ist, aber ich machte es selbst falsch. Anstatt die drängenden Probleme meiner Zielgruppe auf meinen Blog zu bringen, schrieb ich über Themen aus meinem Studium. Für mich total spannend, für andere nicht so.

Und das bekam ich zu spüren: Keine Reichweite, wenig Aufrufe und Kommentare. Kein Zuwachs an Interessenten und Abonnenten. Drüben auf FB schrieb ich einfache Schreib-Tipps auf und gab kleine Anleitungen zu spezifischen Problemen raus, aber auf meinem Blog waren komplexe Themen, die nicht zusammenpassten. Niemand wollte diese Texte.

Aufgeben und die Plattform wechseln?

In dieser Situation war ich eine Zeit lang so frustriert, dass ich überlegte, den Blog zu löschen und einfach so über FB weiter meine Tipps zu posten. Denn da merkte ich, dass es einen Effekt hatte: Eine schlichte Grafik mit einem kurzen Merksatz plus einen kurzen Text, angereichert und aufgelockert mit ein paar Emojis. Schreiben, fertig, Herzchen und Daumen. Ein sehr viel befriedigender Prozess als auf dem Blog.

Damals, als ich schon kurz davor war, mir einen schicken Onepager als Webpräsenz aufzusetzen, ohne Blog und ohne viel Content, hatte ich die Idee, ein Workbook herauszubringen. Das Entspannt und zielgerichtet bloggen – Workbook. Und als Basis erstellte ich eine Umfrage, für die ich dann Teilnehmer:innen über FB und meinen Newsletter suchte.

Ich wollte Anhaltspunkte, was die Blogger in einem solchen Workbook gern lesen würden. Die Ergebnisse waren so eindeutig, dass mir der sprichwörtliche Groschen fiel. Und wie.

Basics, Basics, Basics – immer und immer wieder

Die Umfrage machte deutlich: Meine Follower und Fans suchten nicht nach ihrem besten Schreibstil, nicht nach Wirkung von Sprache und nicht nach Theorien über Massenkommunikation. Fast alle stellten sich die gleichen Fragen:

  1. Wie schaffe ich es, regelmäßig zu bloggen und zu veröffentlichen?
  2. Kann ich lernen, schneller zu schreiben?
  3. Worüber soll ich schreiben und welche Suchbegriffe sind die richtigen?
  4. Wie kann ich mehr Leser erreichen und meine Reichweite erhöhen?
  5. Wo mache ich am besten auf meine Angebote aufmerksam?

Und dann noch ein paar andere Kleinigkeiten. Aber eigentlich waren das die Fragen, die immer wieder gestellt wurden (und immer noch werden).

Warum Tipps nur die halbe Miete sind

Ich hatte also erkannt, dass es immer um die gleichen Themen ging. DIE mussten auf den Blog, damit alle schnell und unkompliziert genau die Informationen finden konnten, die sie suchten. Die kurzen, fokussierten Tipps und auch die längeren Anleitungen.

Aber das war noch nicht alles. Denn ich erkannte zusätzlich, dass es eben nicht ausreicht, Tipps zu geben. Die Leute lesen die Tipps, aber sie können sie meistens nicht oder nicht vollständig umsetzen. Dafür brauchen sie Beispiele, Feedback und gezielte Rückmeldungen.

Und sie brauchen für die Umsetzung noch mehr: Mindset und Motivation. Denn das sind die Treiber, um wirklich dranzubleiben. Damit wurde Dranbleiben zu einem meiner Kernthemen. Und ich wurde zur Motivations-Trainerin. Gerade, als ich mit Aktionen und Challenges anfing, entdeckte ich mein Talent dazu. Mittlerweile habe ich so viele positive Rückmeldungen auf meine „Power-Talks“ bekommen, dass ich fast ein bisschen wehmütig bin, nur so wenig zeit für Live-Videos zu haben.

Wieso mir mein Fehler bis heute hilft

Mein Frust und mein Wunsch nach Aufgabe sind mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Und das ist gut so. Denn ich will nicht wieder auf die falsche Bahn geraten, will nicht wieder an meiner Zielgruppe vorbei schreiben. Ich möchte nicht wieder die typischen Fehler beim Bloggen machen.

Die Erfahrung, die ich gemacht habe, hilft mir zu verstehen, was in den Bloggern vor sich geht. Ich kenne die Zweifel, die Hürden und den Stress, der mit der Idee vom Bloggen einhergeht. Denn ein gut laufender Blog kann zu einem Problem werden, wenn die Vorstellung davon und die Umsetzung zu weit auseinandergehen.

Wie sehr ich selbst mir gewünscht hatte, dass alles ganz einfach ist. Dass mir jemand sagt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und dass ich gut schreibe. Allein das ist eine große Motivation von einem zum nächsten Artikel.

Und das werde ich nie mehr vergessen. Meine Anfängerfehler machen mich zu einer besseren Bloggerin. Für meine Follower, meine Fans und die, die es noch werden wollen.

7 Kommentare
  1. Marco Richter sagte:

    Die Sache mit der Motivation ist beim Bloggen wirklich das allerschwierigste. Gerade am Anfang gehen einem oft schnell die Ideen für Posts aus, und wenn dann noch kaum Publikum da ist, mit dem man in einem „Dialog“ ist, dann fällt es vielen schwer dranzubleiben.

    Ich habe vor Jahren mal gelernt, dass es wichtig ist, regelmäßig zu posten. Das muss aber nicht heißen jeden Tag oder sogar mehrmals. Jede Woche oder auch sogar alle 2 Wochen ist auch „regelmäßig“. Wichtig ist nur, dass man das durchhält und viele versuchen dann zu Anfang jeden Tag oder jeden zweiten Tag zu posten – und halten dann nicht lange durch, was oft sehr schade ist.

    Antworten
  2. Michaela sagte:

    Liebe Anna,
    wie schön, dass du einmal über „Fehler“ schreibst. Mir kommt es nämlich immer vor, dass „Fehler“ in unserer leistungsorientierten Kultur nicht erwünscht sind. Das wird bereits in der Schule so gelernt. So fühlt man sich gleich als Versager, wenn etwas nicht sofort klappt. Ganz anders als im amerikanischen Raum. Für mich passt – wie du auch einleitend schreibst – der Spruch gut: „Aus Fehlern lernt man“. Wenn man mit einem Blog beginnt, hat man meist noch keine Erfahrung, muss erst seinen eigenen Weg finden. Man schreibt dann im „stillen Kämmerchen“ vor sich hin, ohne sich zu fragen oder zu wissen, was die Leser wirklich interessiert. Toll, dass du rechtzeitig „auf den richtigen Weg“ gefunden hast, so dass wir jetzt von deinen Erfahrungen lernen dürfen.
    Liebe Grüße aus Österreich, Michaela

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    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Michaela,
      danke für deinen Zuspruch und deine Ergänzungen! Ich denke, es ist total wichtig, dass wir gerade die Anfangsfehler teilen. Denn nur so können andere von uns lernen und genau diese doofen Fehler vermeiden. Und so überspringen sie vielleicht die Phasen, in denen sie aufgeben wollen wegen irgendwelcher blöden Erfahrungen oder weil sie irritiert sind. Wir dürfen Fehler machen. Aber es ist auch okay, Fehler vermeiden zu wollen. Daher freue ich mich, wenn ich über meine Erfahrungen noch inspirieren kann.
      Liebe Grüße
      Anna

  3. Margaretha sagte:

    Wie schön Du Deine Blogger-Reise beschreibst, liebe Anna. Du bist und bleibst ein großes Vorbild. Gott sei Dank hast Du angefangen, gelernt und weiter gemacht. So kamen auch die tollen Verlinkungen zustande. Ein großer Schatz!
    In großer Freude
    Margaretha

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Margaretha,
      schön, dass ich wieder öfter von dir lese! Und danke für deine Bestätigung – die Vorbild-Rolle habe ich ja lange abgelehnt, aber mittlerweile nehme ich sie gern an. Letztens wurde mir doch glatt der Titel „Rolemodel“ zugeschrieben und ja, ich kann damit leben, wenn sich andere durch meine Arbeit ermutigen lassen, aktiv zu werden. Ich glaube, dass auch du ein Vorbild bist. Für Lebensmut, für Stärke, für Neugier, fürs Weitergehen.
      Schön, dass es dich gibt
      Anna

  4. Birte sagte:

    Liebe Anna,
    ein toller Artikel – besonders mag ich die Sichtweise auf Fehler. Ich habe mal das Bild gehört, ein Fehler sei nur ein Umweg auf dem Weg. Es ist vielleicht nicht der direkte Weg zum Ziel, sondern etwas länger, aber man erlebt, sieht und lernt auf so einem Umweg auch jede Menge. Das hat mir total geholfen, freundlicher mit meinen Fehlern zu sein. So wie dein Artikel auch jetzt wieder. Vielen Dank dafür (und für die tolle Blognacht wieder, freue mich schon auf die nächste!)
    Liebe Grüße
    Birte

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Birte,
      danke für deine bestätigende Sichtweise. Wenn wir uns anschauen, wie wir neue Dinge lernen, dann geht es doch genau darum: Ausprobieren, Fehler machen, Fehler erkennen, noch mal machen, verbessern, wiederholen. Bis es gut ist. Also sind „Fehler“ nötige Schritte im Lernprozess. Wenn immer alles ganz einfach ist und sofort funktioniert, dann haben wir ein großes Problem, wenn es dann doch mal zum Fehler kommt. Der lässt uns dann nämlich komplett verzweifeln. Aber wenn wir wissen, dass Fehler einfach dazugehören, dann ist das nicht schlimm. Wichtig ist nur, den Ehrgeiz zu entwickeln, immer besser zu werden. Dranzubleiben. Und dafür ist die Blognacht eine ideale Spielwiese, oder? 🙂

      Liebe Grüße
      Anna

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