Ein Sachbuch schreiben (Teil 2): Zweifel

Ich sammle viele gute Tipps und merke trotzdem jetzt in Woche 2: Wenn ich in diesem Tempo weiterschreibe, werde ich niemals mit der angesetzten Zeit hinkommen. Bin ich zu perfektionistisch? Oder einfach nur unsicher, weil mir die Aufgabe unübersichtlich vorkommt? Die zweite Schreibeinheit ist produktiver als die erste, aber ich habe Zweifel. Zweifel, ob ich das überhaupt kann oder ob ich mir nicht zu viel vorgenommen habe. Da kommt Arbeit auf mich zu.

In Teil 1 meiner Artikelreihe über mein Buchprojekt habe ich schon über den Start, meine vorschnelle Panikreaktion und meine Ideen zur Schreibroutine geschrieben. Lies gern nach, wenn dich der ganze Verlauf interessiert.

Woche 2: Kann ich das vielleicht doch nicht?

Ich ertappe mich dabei, wie ich alle Fragen und Zweifel, die ich normalerweise mit meinen Mentees bearbeite, nun selbst habe. Das ist ungewohnt für mich, denn ich bin zwar nicht vor Blockaden und hinderlichen Gedanken gefeit, aber doch ausreichend reflektiert, solche Zustände bei mir schnell zu erkennen und aufzudröseln.

Was ist es also? Ich schreibe in Blöcken, mache meine Pausen, schreibe so, wie ich bei anderen Texten am besten vorankomme. Daran kann es also nicht liegen. Meine Hypothese ist, dass das Projekt in meinem Kopf immer noch sehr groß ist. Und zwar obwohl ich es in machbare Einheiten runtergebrochen und mir klare Zwischenziele gesetzt habe. Das kenne ich aus dem Studium, als ich größere Hausarbeiten und meine Bachelorarbeit schreiben musste. Schon damals kam ich mit meinen normalen Strategien nicht weiter.

Lesen verboten! Kein schielen mehr nach rechts und links

Ich brauche also noch mehr Fokus. Habe mir daher vorerst verboten, zu lesen. Sowohl in den Storytelling-Büchern, die hier herumliegen, als auch in meinem eigenen Text. Ich schreibe einfach nur, ohne zurückzuschauen. Denn mein Vorteil ist ja: Ich habe eine erfahrene Lektorin, die Ende Mai bereits meine ersten Kapitel lesen und mir Rückmeldungen geben wird. Es bringt also gar nichts, mir jetzt schon den Kopf zu zerbrechen, ob ich beim Schreiben wohl den richtigen Ton treffe.

Denn auch das habe ich bemerkt: Ich schreibe nicht so sorglos, wie ich es bei meinen Blogtexten tue. Das kenne ich, in diesem Bereich bin ich seit Jahren unterwegs. Jetzt schreibe ich und habe den Drang, meinen Text fünfmal zu lesen und zu korrigieren. Das ist übrigens auch etwas, das ich nicht empfehlen kann, wenn du produktiv schreiben willst.

Es ist also eine fast schon komische Situation: Ich beobachte mich beim Schreiben und tue genau die Dinge, von denen ich genau weiß, dass sie mich aufhalten. Mein Vorteil: Ich schreibe darüber. Und lerne mich als Schreiberin wieder mal neu kennen. Und solange ich nicht aufhöre zu schreiben, komme ich auch weiter. Ich bin gespannt auf die erste Rückmeldung meiner Lektorin Ende des Monats!

Was habe ich geschafft?

In dieser Woche schließe ich Kapitel 1 ab und fange das 2. Kapitel an. Ich bleibe mir also weiterhin treu und schreibe von vorn nach hinten – so wie ich es am liebsten tue. Denn das Buch ist schon fertig in meinem Kopf – die Grundstruktur und meine inhaltlichen Ideen werden sich kaum noch verändern – es sei denn, ich schreibe komplett an den Erwartungen des Verlags vorbei, aber davon gehe ich nicht aus.

Ich schreibe ein paar tausend Wörter, das ist okay, aber noch kein „so läuft’s“. Und ich ertappe mich auch, dass ich immer mal wieder versucht bin, zurück zum fertigen Kapitel zu springen und dort weiter zu arbeiten. Diese Impulse nehme ich wahr und versuche, mich wieder auf meine aktuelle Aufgabe zu fokussieren. Das wird wohl meine große Herausforderung bei diesem Projekt.

Was aber auch noch hilft: Ich erzähle von meinem Schreiben und auch von meinen Herausforderungen. Nicht nur hier auf dem Blog, sondern auch in Gesprächen innerhalb und auch außerhalb meiner Bubble. Das hilft, denn ich merke: Ich bin nicht allein damit. Danke an alle, die schon geschrieben haben – das stärkt mich!

Auf in die nächste Woche 🙂

Du möchtest wissen, wie es weiterging? 

Hier kommst du zum dritten Teil der Artikelserie, in der ich in die Verlängerung gehe und meine ersten Etappenziele erreiche.

Wie gehst du mit Zweifeln beim Schreiben um? Schreib gern einen Kommentar hier, denn hier auf dem Blog sind deine Gedanken auch nach längerer Zeit noch zu finden!

7 Kommentare
  1. Stephanie sagte:

    Liebe Anna,

    wenn ich deinen Blogartikel lese, frage ich mich, was macht noch einen Unterschied, abgesehen davon, dass es ein größeres Textwerk ist?

    Eine Idee, die mir dazu kommt: Es macht für mich einen Unterschied etwas für ein Blog oder gedrucktes Buch zu schreiben. Im Blog kann ich jederzeit überarbeiten, das Buch ist fertig.

    Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass du eine Erstversion schreibst. Es folgt noch ein anstrengender Überarbeitungsprozess, auch der ist anders als im Blog, endgültiger, aber dieses endgültige kommt erst dann. Das brauchst du jetzt noch nicht liefern.

    Viel Erfolg weiterhin mit dem Projekt. Du kannst das!

    Alles Liebe
    Stephanie

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Stephanie,

      ich denke es ist nicht so sehr das Unveränderliche am Buchtext, sondern die vielfältigen Erwartungen an das Projekt. Es ist mein erstes Buch, wird es dann auch immer sein. Meine eigenen Erwartungen sind dementsprechend schon auch groß. Dann sind da meine Leser, die sicher auch eine gewisse Erwartung haben – sie wissen ja, dass ich mir treu bleiben möchte und eben nicht so schreibe, wie es vielleicht erwartet wird (merkwürdig, oder?). Und dann sind da auch noch Menschen, die mich vielleicht nicht kennen und das Buch lese werden: Die möchte ich schon überzeugen. Also ich möchte nicht, dass jemand das Buch kauft und sich dann denkt: Oh, da habe ich jetzt was anderes erwartet.

      Diese Vermengung von Erwartungen schreibt mit, so würde ich das erklären. Dabei ist es nur ein Buch und ich kann einfach auch weitere schreiben. Ich bin gespannt, was ich noch über mich herausfinde. Danke für deine Gedanken und deinen Support!

      Alles Liebe
      Anna

    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Margaretha,
      das ist wirklich etwas, das mir sehr hilft. Ich weiß, dass ihr quasi mit mir schreibt, mitfiebert. Ich bin ja nie allein.

      Danke
      Anna

  2. Inge Schumacher sagte:

    Liebe Anna,

    danke danke danke.

    Dafür, dass du Worte findest für dieses „komische Schreibderdasein“
    das Kopfkino, das anders als beim Bloggen ist
    mich mitnimmst auf deine Reise

    Schöne Pfingsten!
    Inge

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Inge,
      schön, dass ich dich mit meinen Gedanken abholen kann – es ist eine wirklich interessante Erfahrung, eine Reise. Bin gespannt wie es weitergeht 🙂

      Liebe Grüße
      Anna

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