Ein Sachbuch schreiben (Teil 1): Der Start

Jetzt ist es offiziell: Ich schreibe ein Buch. Ein Praxis-Handbuch zum Thema Storytelling. Und schon jetzt kann ich sagen: Es fühlt sich an, als müsste ich noch einmal ganz neu schreiben lernen. Meine Prozesse überdenken und überarbeiten. Meine Routinen ändern und meine Produktivität ankurbeln. Denn – das ist der Plan – ich möchte Ende dieses Sommers fertig sein mit dem Schreiben. Ich habe 4 Monate Zeit und ca. 250 Seiten Platz, um das Thema Storytelling angemessen aufzubereiten. Hier auf dem Blog begleite ich diesen Prozess.

Was war das für ein merkwürdiges Gefühl, als Ende März die Mail mit der Anfrage kam, ob ich mir vorstellen könnte, ein Buch zu schreiben. Es klingt auch komisch, findest du nicht? Ein Verlag klopft bei dir an und fragt, ob du nicht Lust hättest auf ein Buchprojekt. In meinem Kopf läuft das üblicherweise andersrum: Man will ein Buch schreiben, setzt sich dran, schreibt ein Exposé, schickt es an viele Verlage und mit Glück meldet sich einer davon zurück.

Das alles musste ich nicht. Ich habe Glück (und es liegt auch an meinen Blogtexten, die der Lektorin zugesagt und mich ins Gespräch gebracht haben). Du siehst also: Bloggen wirkt. Und zwar auf vielen verschiedenen Wegen.

Was ich aber doch tun musste: Das vorgegebene Thema mit meinen Ideen füllen. Eine vorläufige Gliederung schreiben, ein paar Erläuterungen dazu, meine Schwerpunkte und die grundsätzliche Ausrichtung des Buches. Und diese Gliederung musste dann durch verschiedene Redaktionssitzungen im Verlag, bis mein Projekt schlussendlich verabschiedet war. Jetzt ist der Vertrag unterschrieben und ich mache mich daran, mein Konzept mit Inhalt zu füllen.

Erste Gedanken: Was machen eigentlich alle anderen?

Ich hatte nun also diese große Aufgabe, ein Buch über Storytelling zu schreiben. Und meine erste Reaktion war, erstmal zu prüfen, was andere schon darüber geschrieben hatten. Als Texterin besitze ich einige Bücher zum Thema, hatte auch in alle reingelesen, aber nicht eines intensiv durchgearbeitet. Und schon gar nicht hatte ich sie gelesen mit Blick auf Aufbau und Schreibprozess.

Ich hatte „Storytelling. Strategien und Best Practices für PR und Marketing“ von der großartigen Petra Sammer hier, außerdem „Resonate“ von Nancy Duarte und natürlich „Tell me! Mit Storytelling überzeugen“ von Thomas Pyczak, dessen Blog ich auch so sehr mag. Aber das reichte mir nicht.

In meiner Kurzschluss-Reaktion bestellte ich nun die bekannteren Titel zum Thema, die ich noch nicht hatte. Ich machte also genau das, was ich meinen Mentees am liebsten verbieten würde. Erstmal konsumieren. Lesen, lesen, lesen. Und das noch bevor ich mir eigene Gedanken gemacht hatte. Jetzt im Nachhinein möchte ich mir nur an den Kopf packen.

Ja, ich habe jetzt noch ein paar mehr schöne Bücher hier, aber letztlich hat mir das überhaupt nicht weitergeholfen. Denn ich will ja nicht das machen, was alle anderen auch machen. Möchte kein Grundlagenwerk schreiben und noch mal alle Strategien und üblichen Beispiele zusammensuchen und kommentieren. Ich möchte auch keine Storytelling-Theorie schreiben – jedenfalls nicht mehr als nötig.

Und was will ICH wirklich schreiben?

Was ich machen möchte, ist das Thema so zu schreiben, wie ich es auch in meinen Workshops behandle. Ich bin doch die mit dem entspannt und zielgerichtet, die mit der Motivation und dem ins-Tun-kommen. Dazu brauche ich nicht wissen, was die anderen machen.

Ich schreibe ein sehr praktisches Buch über Storytelling. Möchte Lust machen auf Geschichten und vor allem den (über)großen Respekt vor der Methode geraderücken. Denn wir wissen eigentlich alle, wie Erzählen geht. Leider bringen es viele nur nicht mit der Methode in Verbindung. So als sei Erzählen plötzlich etwas anderes, wenn man damit Geld verdienen will.

Ich glaube: Es darf praktisch sein. Leicht. Es darf Spaß machen. Und vor allem: Meine Leser dürfen schreiben. Am besten schon nach dem ersten Kapitel. Und so wie es jetzt in meinem Kopf ist, habe ich richtig Lust auf´s Schreiben.

Ein Buch schreiben in 4 Monaten? Wie mache ich das am besten?

Einen Zeitplan für das Buch gibt es natürlich auch. Als ich die Vorstellungen der Lektorin zum ersten Mal höre, gerate ich ein bisschen in Panik, denn hey, einfach mal so nebenbei 250 Seiten schreiben? Wie soll das denn gehen?

Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto attraktiver wird der knappe Zeitplan. Denn ich kenne mich: Wenn etwas zu lange dauert oder sich aus irgendwelchen Gründen hinzieht, dann verliere ich die Lust daran. Lieber regelmäßig schreiben, verbindlich im Projekt arbeiten, schnell Meilensteine erreichen und so das Momentum aufrecht erhalten.

Das Gute ist: Alles andere läuft gerade recht gut. Ich kann es mir leisten, etwas Neues anzufangen, auch wenn es erstmal keine Einnahmen generiert. Es gab Zeiten, da war das ganz anders, aber jetzt gerade kann ich das machen. Vielleicht soll es also so sein? Ich sage ja immer gern JA zu Dingen und Projekten, gehe durch Türen, wenn man sie mir öffnet.

Wann schreibe ich das Buch? Fragen zum Schreibprozess

  • Wie könnten meine Schreibzeiten aussehen?
  • Was brauche ich, um gut ins Schreiben zu kommen und produktiv zu bleiben?
  • Wie sieht ein guter, machbarer Rhythmus aus für dieses Projekt?
  • Was sind machbare Meilensteine, auf die ich frühzeitig Rückmeldungen einholen kann?

Ein Blick in den Kalender hilft: Ich blocke mir kurzerhand jeden Mittwoch bis Ende August, um an diesen Tagen ausschließlich an meinem Buch-Projekt zu arbeiten. In den Sommerferien wird es zwar schwieriger, aber auch da werde ich eine Lösung finden.

Ich habe mir 10 Kapitel (plus ein Bonus-Kapitel) vorgenommen. Das bedeutet, jedes Kapitel hat in etwa 20 bis 25 Seiten. Manche werden sicher etwas kürzer ausfallen, andere länger, mal braucht es mehr Abbildungen, mal gar keine. Pi mal Daumen fühlt sich für mich an dieser Stelle aber richtig an.

Das wiederum bedeutet für meinen monatlichen Output: Gut 2 1/2 Kapitel muss ich im Monat schreiben, etwa 60 Seiten. Hört sich schon nicht mehr so viel an, oder? Eben.

So startete ich am vergangenen Mittwoch in meine erste Schreib-Zeit.

Woche 1: Ich tu mich schwer.

Mein erster Schritt ist das Laden der Word-Vorlage, die ich als Vorgabe vom Verlag bekommen habe. Ich schreibe gern mit Word, habe auch immer mit Formatvorlagen gearbeitet, das ist kein Problem. Aber so intuitiv und leicht wie an meine Blogartikel gehe ich trotzdem nicht an den Text. Immerhin: Arbeitstitel und vorläufige Überschriften sind ja schon da. Und meine Idee vom Inhalt.

Es ist ja schon ein bisschen verrückt. Als Planerin habe ich zu jedem Kapitel bereits einen mehr oder weniger ausgefeilten Plan, wie ich erzählen möchte. (Weißt du, welcher Schreibtyp du bist? In meinem Gastartikel für bloggerabc kannst du alles über die Planerin und die anderen 4 Schreibtypen nachlesen.)

Und trotzdem sind die ersten Wörter schwer. Es fließt nicht. Ich denke darüber nach, ob es einen Unterschied machen würde, wenn ich ein anderes Kapitel zuerst schreibe, aber das ist es nicht. Es ist Respekt vor dem Schreiben. Respekt vor dem Erzählen. Wieso sollte es bei mir auch anders sein als bei allen anderen?

Was habe ich geschafft?

Am Ende mache ich viele kleine Kaffee-Pausen und lese immer wieder nach, ob ich das Geschriebene wirklich so lassen möchte. Klar, clever ist das nicht, aber egal wie reflektiert man auch sein mag – limitierende Gedanken kann man nicht einfach wegwischen.

Mein Perfektionismus macht sich natürlich bemerkbar, denn dies ist kein Blogartikel, den ich heute veröffentliche und morgen editiere. Aber hey, ich habe eine erfahrene Lektorin an meiner Seite, die hoffentlich genauso viel Spaß an dem Projekt hat wie ich. Was soll also schiefgehen?

Am Ende des Tages habe ich nur gut 1000 Wörter geschrieben. 3 Seiten in der Vorlage. 1000 Wörter schreibe ich normalerweise in weniger als einer Stunde, jetzt hatte ich 5 Stunden Zeit und es ist nicht viel dabei rumgekommen. Was ich geschafft habe liegt also weit unter dem, was ich schaffen wollte – es ist aber auch nicht nichts. Es ist ein Start. Und nächste Woche mache ich einfach mehr.

Ich weiß ja, was ich kann, wenn ich mich erst „eingeschrieben“ habe. Daher glaube ich, es ist wohl das Beste, wenn ich akzeptiere, dass ich ein bisschen Zeit brauche, um reinzukommen. Und darauf zu vertrauen, dass ich mich als Schreiberin doch ziemlich gut kenne.

Du möchtest wissen, wie es weiterging?

Hier kommst du zu meinem Bericht über Woche 2, in der ich große Zweifel an meinem Schreiben hatte und trotzdem erste Kapitel abschließen konnte.

Kennst du Kurzschluss-Reaktionen wie meine? Lieber konsumieren als loslegen? Und wie startest du in größere Schreib-Projekte? Schreib gern einen Kommentar hier, denn hier auf dem Blog ist dein Tipp auch nach längerer Zeit noch zu finden!

7 Kommentare
  1. Anne Niesen sagte:

    Hallo Anna, wie toll und wie zu Recht, dass dich ein Verlag gefunden hat – über deinen Blog und deine Posts, das motiviert mich auch, wieder mehr zu schreiben auf der SEHHELDIN.

    Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen, das finde ich wirklich spannend zu lesen.
    Stell dich mir mit einem überzeugten „go, go, go“ an der Seitenlinie vor, besonders dann, wenn kurz mal die Kräfte fehlen.

    Herzlich, Anne

    Antworten
  2. Stephanie sagte:

    Liebe Anna,

    dein Vorgehen passt zu meinem Vortrag, den ich im November halten werde. Ich bin noch im Recherche-Modus und lese. Fühlt sich für mich gut an. Hab ich aber bewusst so geplant, erstmal recherchieren, dann kommt die „Schreib-Phase“ und dann gilt für mich auch die Regel, genug gelesen, es sei denn ich muss ein Detail nachrecherchieren.

    Freue mich auf weitere Learnings von dir.
    Liebe Grüße
    Stephanie

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Stephanie,

      der Schreibprozess ist bei meinen Projekten oft nicht klassisch, wie er in den Modellen beschrieben wird. Aber das ist auch okay, ich kenn mich ja ganz gut. Ich glaub, ich bin stur genug, es letztlich durchzuziehen und daher freu ich mich umso mehr, wenn es dann bald fertig ist 🙂

      Liebe Grüße
      Anna

  3. Inge Schumacher sagte:

    Liebe Anna,
    toll, dass du ein Buch schreibst. Ich lese es auf jeden Fall!

    Ich bin gespannt, was dir als Planerin beim Schreiben leicht fällt.

    Der beste Tipp ist: Schreib einfach etwas hin. Lass es stehen und gehe zum nächsten Kapitel.

    Ohne den gäbe es bei mir kein Buch. Echt!

    Nach einem Jahr nebenher schreiben stand das letzte Kapitel. Im Februar ging ich in die Testleserphase. Zum Glück habe ich liebe Menschen, die mir ihre Zeit schenken und Spaß daran haben mein Geschreibsel zu lesen.

    Ich habe zum Glück nicht geahnt, dass ich das Buch quasi in drei Mnaten neu schreiben werde. Dass so viel Handwerk darin steckt. Dass ich jeden Satz neu formuliere oder umstelle, damit der Text gut lesbar und verständlich ist. Wie viele Stunden das braucht…

    Ich dachte, ich bin eine passable Blogschreiberin. Das hat aber anscheinend wenig mit einem Buchprojekt zu tun, wie du ja auch gerade feststellst.
    Mein Lernkurve ist gerade astronomisch. Aber, ob ich das noch einmal auf mich nehme??

    Herzliche Grüße
    Inge

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Inge,
      danke für deinen Kommentar, auf deine Erfahrungen hatte ich auch gehofft. Ja, auch bei mir fühlt es sich an wie ein neuer Schritt, eine neue Art zu schreiben. Und ich sitze mir selbst als Coach auf der Schulter und lache ein bisschen, weil ich es doch eigentlich besser wissen sollte.

      Ich mach genau das, was du schreibst. Ich schreibe und verbiete mir zu lesen (das ist auch die Erkenntnis, die ich Teil 2 hier auf dem Blog aufgeschrieben habe). Denn es bringt gar nichts, jetzt schon ständig zu überarbeiten, auch wenn ich zweifle. Zum Glück habe ich eine Lektorin, die mich in der Spur halten wird (habe ihr ausdrücklich gesagt, sie soll mich schubsen). Das ist mir viel wert. Und die knappe Schreibzeit wird mir auch helfen, denk ich. Ich brauch ein bisschen Druck, um an diesem doch sehr großen Projekt dranzubleiben.

      Danke, dass du deine Tipps und Überlegungen hier teilst. Ich freu mich auf Austausch bei Gelegenheit!

      Herzliche Grüße
      Anna

  4. Margaretha Schedler sagte:

    Liebe Anna,
    ich kenne Dich ja nun schon einige Jahre (leider nur online) und weiß um Dein Durchhaltevermögen, Deine Liebe zum Schreiben und auch Deine wundervolle Art Menschen zu begeistern und lehrend zu begleiten. Dass Du Deine Fähigkeiten jetzt in einem Buch in die Welt bringst, ist das mit Gold bestäubte Sahnehäubchen.

    Ich begleite Dich durch mein Lesen Deines Newsletters und hier auf dem Blog, doch das weißt Du ja. Meine Daumen sind bedrückt und die Heerscharen des Himmels bestellt (Du weißt schon, wen ich meine!)

    Herzlichst
    Margaretha

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Liebe Margaretha,
      ja, bei dir weiß ich, dass du immer da bist – als Superfan und als Freundin. Manchmal glaube ich, ich müsste mehr darüber erzählen, wie sehr mich meine so treue und loyale Community stärkt – aber ich glaube, das wisst ihr schon. Solche Kommentare, eure Gedanken, eure E-Mails – all das lässt mich mit einem Lächeln durch meine (Schreib-)Tage gehen. Und wenn ich das richtig einschätze, dann wird dieses Buch ein Begleiter für diejenigen, die eine Portion Anna in gedruckter und gebundener Form brauchen. Denn wir lesen ja alle anders 😉

      Danke für deinen Zuspruch und ganz liebe Grüße
      Anna

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