Dafür möchte ich bekannt sein: Ein erster und ein zweiter Blick

„Wofür möchtest du bekannt sein?“ Zum ersten Mal begegnete mir die Frage als Wochenimpuls im Magnetproduktclub von Maren Martschenko. Ich schob sie zur Seite, das war gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Ein zweites Mal tauchte sie auf – irgendwo im Web, ich weiß gar nicht mehr wo. Ich musste sie unbewusst gelesen haben und mein Kopf arbeitete damit weiter. Und dann kam diese Woche im August, in der mir bewusst wurde, worum es bei der Frage eigentlich geht.

Die Frage tauchte also wieder auf und ich wollte sie nicht beantworten. Zu oft hatte ich die Baustellen “Positionierung“, “Kernbotschaft” und “Elevator-Pitch” bearbeitet. Zu lange an meinem Wording gefeilt. Zu viele Fragen beantwortet und mich immer wieder vorgestellt.

Wie oft hatte ich bei meinen Seminaren meine Geschichte erzählt oder zumindest Auszüge daraus?

Und jetzt diese Frage. Wofür möchte ich bekannt sein?

Der erste Blick: Ich bin Anna. Ich bin die mit dem Bloggen. Entspannt und zielgerichtet – weißte ja, ne?

Du kannst es nicht oft genug sagen. Denn je öfter deine potenziellen Kund*innen deinen Namen im Zusammenhang mit dem Claim oder Slogan hören, umso mehr werden sie bei den passenden Themen genau an dich denken.

Ich weiß nicht, wie oft ich meinen Slogan schon gesagt habe. Und ich werde ihn noch sehr oft sagen, denn das ist das, was ich verkaufe. Aber eben nur vordergründig.

Eigentlich verkaufe ich Spaß am Schreiben. Stolz auf die eigenen Texte. Zufriedenheit – vielleicht Euphorie – beim Drücken auf den Veröffentlichen-Button.

Aber wofür möchte ich denn nun bekannt sein?

Möchte ich die “Frau der Klarheit” sein, wie Martin N. mich nannte? Möchte ich die “Poetin des Storytellings” sein, wie Annemarie K. schrieb? Oder bleibe ich einfach die “Lieblingsblogflüsterin” (Danke dafür, liebe Inge!)

Ich weiß es nicht. Ich möchte all das sein – für jeden das Richtige.

Da gibt es nicht DAS EINE. Oder doch?

Aber dann, auf einmal, fiel es mir wieder ein. Diese Karte, die ich vor Jahren bekommen habe und die mich so berührte, dass ich dir davon erzählen möchte (du siehst sie unten auf dem Bild).

Postkarte. Motiv: Eine Zeichnung: Ein Esel und ein Vogel umarmen sich. Text: "You are blessing. Because you are here."

Der zweite Blick: You are blessing. Because you are here.

Im August nämlich habe ich die Frau wiedergesehen, die mir diese Karte geschickt hat (falls du das hier liest: Danke noch mal – sie hängt hier seit Jahren und erinnert mich an dich!).

Die Botschaft ist so simpel, aber so klar:

Du tust mir gut.

Wir hatten vor ein paar Jahren einen regen Austausch über das Schreiben, über Blogs, über uns selbst, unser Business, Positionierung… all das, was nie fertig ist. Wir sprachen über die Schwierigkeit des Schreibens – von Texterin zu Texterin. Denn wir haben alle die gleichen Probleme mit dem Schreiben.

Es tat gut. Zu sprechen, sich auszutauschen. Sich gegenseitig zu stärken. Und zu wissen: Das ist okay, wir sitzen im gleichen Boot. Und es tut gut.

In der gleichen Woche sprach ich dann mit einer meiner Kundinnen. Sie fragte mich um Rat bezüglich ihres Blogs. Und ich hatte den Eindruck, es bestätigt sich nochmals: Es ging darum, ein gutes Gefühl zu geben. Ihr einfach nur zu sagen: “Sorg dafür, dass es sich für dich richtig anfühlt”, hat sie entspannt. Ich tat ihr gut.

Kann man damit Geld verdienen?

Ich möchte, dass sich meine Kund*innen gut fühlen. Während und nach unserer gemeinsamen Arbeit. Dafür möchte ich stehen.

Hier vereint sich alles:

Das entspannt und zielgerichtet, das Bloggen, das Persönliche. Der Stolz, der Spaß. Die Blognacht, die Gemeinschaft, die langfristigen Verbindungen mit meinen Followern, Netzwerkpartner*innen und Kund*innen.

Es darf leicht sein. Im Flow. Es darf aber auch mal Mist sein. Es ist okay. So wie es gerade ist. Und gemeinsam sind wir besser. Dafür möchte ich bekannt sein.

Daher auch das Thema Verbindung. Über unsere Sprache und die Auswahl der Themen können wir Menschen berühren, sie mitnehmen, sie aufheitern, sie motivieren. Und wir können echte Verbindungen eingehen – auch in der digitalen Welt.

Ja, na klar – ich werde nicht mit allen eine tiefe, innige Verbindung eingehen. Aber ich kann guttun. Und zeigen, wie es gehen kann, ohne dass man sich dafür quälen oder in eine Richtung drücken lassen muss, in die man gar nicht will.

Vielleicht ist das zu einfach, aber weißt du was? Damit verdiene ich mein Geld. Und ich kann mit allen Labels leben, die mir bisher gegeben wurden.

Wofür möchtest du bekannt sein?

Was steht bei dir hinter dem, was du verkaufst? Was sollen die Menschen von dir erzählen, wie soll es ihnen gehen, wenn sie mit dir gearbeitet oder dein Produkt gekauft haben?

Ist das eine Frage, die leicht zu beantworten ist? Und wie näherst du dich ihr?

Für mich ist es eine Frage des Gefühls. Da, wo alles in mir “JA!” schreit – da will ich hin. Und egal wie viele verschiedene Produkte ich an den Start bringe, das Gefühl soll das gleiche sein.

Und es ist eine Frage der Haltung. Wenn die stimmt und wenn sie glaubhaft kommuniziert wird, gibt das Sicherheit.

Über meine Haltung habe ich übrigens auch hier auf dem Blog geschrieben – falls du den Artikel noch nicht kennst, ist er vielleicht interessant für dich:

13 Gründe, warum du mich mögen kannst (oder eben nicht)

Warum ist sie so wichtig, die Frage „Wofür möchtest du bekannt sein?“

Vielleicht fragst du dich, warum mich dieses Thema so beschäftigt hat, warum ich so ausführlich darüber nachdenke.

Es ist ganz einfach: Ich halte diese Überlegungen für die wichtigsten von allen, wenn du entscheidest, dich zu zeigen.

Bevor du losschreibst, brauchst du eine Richtung, in die du willst. Alles andere ergibt sich. Fang nicht beim Stil an, bevor du weißt, wer du bist.

Die Frage “wofür willst du bekannt sein?” zäumt das Feld von hinten auf, denn du kannst dich fragen: Was kann ich dafür tun, dass das passiert?

Denk darüber nach, wie dich deine Follower, Leser und Kund*innen sehen. Was sie über dich schreiben und sagen. Und dann überleg dir: Passt das so? Was kannst du tun, um hier noch klarer zu werden?

Schreib mir doch einen Kommentar, wofür du bekannt sein willst. Wenn du direkt hier auf dem Blog kommentierst, wird der Kommentar zum Teil des Diskurses und kann auch später noch gelesen werden. Aber wenn du nur auf Social Media schreibst, ist die zusätzliche Info, die du gibst, leider irgendwann nicht mehr auffindbar.

4 Kommentare
  1. Steffi sagte:

    Hallo liebe Anna,

    Verbindung ist dir wichtig, schreibst du. Du hast eine sehr wohltuende und MERKwürdige Art im positiven Sinne. Ich folge dir ja nun schon seit Jahren mal mehr, mal weniger. du schaffst es also, Verbindungen zu knüpfen, die auch deinen „Ausstieg“ aus Facebook überstehen.

    Ich habe mir ebenfalls ein paar Gedanken darüber gemacht, für was ich bekannt sein möchte. Wer weiß, vielleicht gelingt es mir ja.
    https://steffi-fleischer.com/2022/11/23/dafur-mochte-ich-mit-meinem-business-bekannt-sein/

    Liebe Grüße, Steffi

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Klarheit, Motivation, Selbstbewusstsein, Ausdrucksstärke. Ja, das ist ein tolles Ziel! Bekannt sein für eine exzellente Begleitung, für Service, der einen Unterschied macht. Für eine Wertstiftung, die über das Handwerkliche hinausgeht. Ich denke, das kann gelingen, ja. Danke für den schönen Text, ich verlinke ihn nachträglich 🙂

      Liebe Grüße, Anna

  2. Maria Klitz sagte:

    Mein 300. Blogartikel beschäftigt sich mit dem Impuls, welchen Anna in ihrer Blognacht gesetzt hat: „Dafür möchte ich bekannt werden„

    Früher haben Erzieher im Kindergarten nicht nur den Tagesablauf und die damit verbundenen Strukturen vorgegeben, sondern auch alle Entscheidungen selbst getroffen – über die Köpfe der Kinder hinweg.

    Mittlerweile ist Partizipation nicht nur im Kindergarten als Bildungsziel angekommen, sondern auch ein Kinderrecht und ein Teil in der UN – Kinderrechtskonvention.

    Doch warum wird es nicht in allen Kitas umgesetzt? Wovor haben Pädagogen Angst? Warum gibt es Pädagogen, die Kinder nicht als gleichwertige Menschen sehen?
    https://beduerfnisorientiertesfamilienleben.com/2022/11/21/warum-ich-mich-fuer-mehr-partizipation-in-kindergaerten-einsetze/

    Antworten
    • Anna Koschinski sagte:

      Ja, das erlebe ich auch immer noch im Umgang mit Kindern. Da heißt es dann „das können die doch nicht selbst entscheiden!“ – dabei können sie viel mehr, als die meisten Erwachsenen ihnen zutrauen. Aber ich habe selbst oft das Feedback bekommen, ich solle meinen Junior nicht „wie einen Erwachsenen behandeln“, wenn ich ihn in unsere Prozesse mit einbezogen habe. Frage mich auch, welche Ängste da am Werk sind. Oder ist es einfach lästig, wenn bei einer Beteiligung ein anderes Ergebnis rauskommt, als man selbst gern hätte? Danke für deinen klugen Text!

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert